Kolumne So kann’s gehen Das Haar am Manne

Zart und haarlos. So muss die Männerbrust heutzutage also aussehen. Die Schmerzen beim Haarerupfen nimmt Mann da gerne in Kauf. Im Gesicht dürfen die Borsten umso mehr spriesen. Da würde selbst der Almöhi staunen.

Kolumne So kann’s gehen: Das Haar am Manne
Foto: SZ/Robby Lorenz

Eine Depiladora, wissen Sie was das ist? Also, bis vor kurzem hätte mir das überhaupt nichts gesagt. Es ist eine Berufsbezeichnung, wahrhaftig! Für die Enthaarerin. Die entfernt am Menschen Haare und zwar überall und am liebsten ratzeputz, mitsamt der Wurzel, rupf! Gerne per Waxing, da wird Honigwachs auf die Haut geschichtet, das antrocknet und dann werden – ratsch – die Haare ausgerissen. Zunehmend machen der Depiladora Männer Arbeit, die glatt und ansprechend aussehen wollen. Vielleicht damit sie gängigen Werbebildern nahe kommen, die einen entblößten Sixpack nach dem anderen zeigen. Zum Bibbern nackte Bauchmuskelpakete bevorzugt jüngerer Semester, die Beschützerinstinkte wecken. Und Schmerzen müssen diese Typen aushalten können, aber hallo! Ist ja sicher kein Vergnügen sich das Fell bei vollem Bewusstsein per Wachs vom Leib reißen zu lassen. Doch was ein richtiger Kerl ist, dem macht sowas nichts. Der kennt ganz andere Methoden der Folter, das Bierkastenwuchten etwa, mit dem kleinen Finger oder den SUV-Trial durch die Großstadt. Sie sind auch einfach lästig, diese Männerhaare. Borstig, auffällig, widerspenstig und nach dem Rasieren verstopfen sie den Abfluss. Also, weg mit ihnen! Heutzutage hat die Männerbrust zart und haarlos im gleißenden Licht neuer maskuliner Werte zu erstrahlen, quasi ohne Reibungspotential, aber womöglich gut zum pieksfreien Anlehnen. Von anderen Körperregionen wollen wir jetzt mal schweigen. Oder vielleicht die noch: der Rücken. Sie wissen ja, ‚‘ein schöner Rücken...`` und so weiter und so weiter. Tja, bei Männern wachsen selbst dort Haare, manchmal ganze Büsche. Und was erfindet da die Industrie? Rasierer mit Teleskopstange für rückwärtige Schönheitsmaß-nahmen. Ist es zu fassen? Es gibt also nicht bloß mobile Phone mit solchen Stangen, sondern auch diese Geräte mit den scharfen Klingen. Wenn das mal keine offenen Wunden hinterlässt. Ganz auf Haare mag Mann aber doch nicht verzichten. Er hat zwar sonst nirgendwo mehr welche, aber dafür im Gesicht umso mehr: Bearding sage ich dazu. Und was für Bärte das sind! Extrem-Bearding! Der Almöhi käme aus dem Staunen nicht mehr raus. Das Bearding per Waxing entfernen, das müsste doch Spaß machen...?

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