Das Große im Kleinen finden - zum Tode von Axel Herzog

Dudweiler. Respekt war es, was Axel Herzog (Foto: Bellhäuser) wollte, nicht Mitgefühl. Die Erkrankung, die Erblindung, all das beschwerte sein Tun als Autor - andere hätten längst kapituliert bei dem, was sein Körper ihm zumutete. Axel Herzog aber steckte nicht auf. Er schrieb. Sogar seine Krankheit beschrieb er noch: "Der Krüppel und das Gift"

Dudweiler. Respekt war es, was Axel Herzog (Foto: Bellhäuser) wollte, nicht Mitgefühl. Die Erkrankung, die Erblindung, all das beschwerte sein Tun als Autor - andere hätten längst kapituliert bei dem, was sein Körper ihm zumutete. Axel Herzog aber steckte nicht auf. Er schrieb. Sogar seine Krankheit beschrieb er noch: "Der Krüppel und das Gift". Bitter klingt das - und es ist ein bitteres Buch. Herzog selbst aber bewahrte sich Mut und Hoffnung. Am Dienstag ist er nun, wenige Wochen vor seinem 66. Geburtstag, gestorben.Wer erlebt hat, wie er und seine Frau Marga, die man sich als untrennbare Lebens- und Arbeitsgemeinschaft denken muss, sich in Dudweiler eingerichtet haben, wo sich der seit Jahren Erblindete nach wie vor Literatur erkämpfte, vorlesen ließ, Filme hörte, gierig blieb nach dem Schaffen anderer, hatte Respekt. Wenn man von ihm hörte, wie das tückische "Refsum-Syndrom" ihn regelrecht vergiftete, die Krankheit seinen Blick trübte, aber die Erkenntnis scharf blieb, der hatte umso mehr Respekt. Das Große im Kleinen finden, das vermochte Herzog als Dudweiler Stadtteilautour in den 80ern - meist mit freundlicher Ironie. Historische Romane ("Gwennas Schweigen") schrieb er, Krimis, Kurzgeschichten (in Mundart wie in Hochdeutsch), Theaterstücke und Gedichte. Einiges wurde ausgezeichnet - 2007 bekam er etwa den Saarbrücker Hans-Bernhard-Schiff-Preis. Manches blieb auch Gebrauchsliteratur. Und Herzog selbst kokettierte in seinen "Drei-Euro-Romanen" mit dem, was man einst als "Schund" abtat. Axel Herzog war ein unermüdlicher Kulturmacher, einer der im ursprünglichen sozialdemokratischen Verständnis Kultur für alle wollte. Sein Theater, das Dudweiler Statt-Theater, hieß nicht umsonst so. Es war in den 90ern eine Institution der hiesigen Off-Szene, zugleich aber eine Anti-Institution wider die bürgerliche Bühne. Und es war ein Amateurhaus mit dem wunderbar unstillbaren Drang, mehr schaffen zu können. Journalist werden, das war Axel Herzogs Ziel nach dem Germanistik-Studium. Doch die Krankheit ließ das nicht zu. So arbeitete er, bis es 1981 nicht mehr ging, bei der Bundeanstalt für Arbeit. Das Schreiben aber blieb seine Berufung.

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