Das große Abschlaffen

Saarbrücken · Es muss ja nicht immer viel passieren, wenig kann ja auch genug sein – das mag sich Regisseur Rudolph Thome gedacht haben, als er 1970 nach seinem Kinofilm „Rote Sonne“ ein kleines Fernsehspiel drehte, das jetzt erstmals auf DVD erscheint – eine willkommene Ausgrabung. Iris Berben spielt eine mysteriöse junge Frau, die in einem orangenen Overall, begleitet von Musik voller Jimi-Hendrix-Aroma, durch ein herbstliches Feld wandert und im Cabrio eines Münchener Lebemannes landet.

Der kümmert sich ersteinmal um die schöne Wortkarge, die am Starnberger See dann einen Autor (Marquard Bohm) kennenlernt - der reist nach Madrid zu einem Filmproduzenten, der dem Schriftsteller die Rechte an seinem jüngsten Bestseller abkaufen will, und nimmt die Frau mit auf die Reise.

Davon erzählt der Film mit kargen Dialogen und schönen bunten Bildern, zu sehen sind Kleider und Innenarchitektur der frühen 70er Jahre, schreiende Tapeten inklusive. Man sitzt im Hotel, fährt Auto (oder Fähre über den Starnberger See ), frühstückt oder geht spazieren. Hier ist das Leben ein recht ruhiger Fluss, keine Eile, alles wirkt lässig vor sich hin improvisiert. Der Film ist ein schöner Begleiter von solchen Spätsechziger-Perlen wie "Zur Sache, Schätzchen", die eine unverhoffte Lockerheit ins deutsche Kino brachten. "Supergirl" hat da etwas weniger offensichtlichen Witz, ist in seiner betonten Lässigkeit aber höchst konsequent: Die Figur des Schriftstellers dürfte eine der sympathisch verschlafensten Figuren des deutschen Kinos sein.

Erscheint bei Zweitausendeins.

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