Das deutsche Russland-Geschäft bröckelt

Frankfurt · Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr kräftig wachsen, sagen Ökonomen voraus. Doch der Ukraine-Konflikt bereitet weiter Sorgen. Verdirbt er den Unternehmen das Geschäft, bremst er die Erholung aus?

 Konzerne wie der Sportartikel-Hersteller Adidas und der Verbrauchsgüter-Hersteller Henkel (mit einer seiner Hauptmarken Persil) spüren die Folgen der Ukraine-Krise und die Schwäche der russischen Wirtschaft. Fotos: Karmann/dpa/, Henkel

Konzerne wie der Sportartikel-Hersteller Adidas und der Verbrauchsgüter-Hersteller Henkel (mit einer seiner Hauptmarken Persil) spüren die Folgen der Ukraine-Krise und die Schwäche der russischen Wirtschaft. Fotos: Karmann/dpa/, Henkel

Die deutsche Wirtschaft ist in bester Stimmung - selbst die Krise in der Ukraine kann die Zuversicht der Unternehmen bisher nicht bremsen. Exportorientierte Firmen spüren allerdings zunehmend die Schwäche der russischen Währung, sie ging schon vor dem Konflikt auf Talfahrt. Um ein Fünftel ist der Wert des Rubels zum Euro im Vergleich zum ersten Quartal 2013 gefallen. Die Folge: Produkte "Made in Germany" werden in Russland merklich teurer.

"Viele Exporteure sehen bereits deutliche Bremsspuren in ihrem Russlandgeschäft", sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Auch wenn sich der Ukraine-Konflikt nicht weiter verschärft, rechnen wir mit rund zehn Prozent Minus im Gesamtjahr - das sind mehr als drei Milliarden Euro."

Dem Statistischen Bundesamt zufolge gibt es seit einem Jahr durchweg monatliche Rückgänge bei den deutschen Ausfuhren nach Moskau. Die russische Wirtschaft schwächelt seit einiger Zeit. Im ersten Quartal 2014 schrumpfte sie laut Internationalem Währungsfonds (IWF) sogar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal - auch ohne harte Wirtschaftssanktionen. Das macht sich bemerkbar.

Für den Konsumgüterhersteller Henkel ist Russland mit einem anteiligen Umsatz von gut einer Milliarde Euro der viertgrößte Markt. Die Rubel-Schwäche bremste die Erlössteigerung im ersten Quartal. In der Ukraine - bislang einer der wichtigsten Wachstumsmärkte des Unternehmens - verkaufte der Konzern sogar weniger.

Der Sportartikel-Riese Adidas bekommt den Verfall des Rubel ebenfalls zu spüren. Der Umsatz ging auch deswegen im ersten Quartal zurück. Das Land gehört zu Adidas' bedeutendsten Märkten.

Insgesamt sieht Thomas Harms, Partner beim Beratungsunternehmen Ernst & Young (E&Y), nur begrenzte Auswirkungen des Konflikts - zumindest für die 30 deutschen Börsenschwergewichte: "Russland ist für die meisten Dax-Konzerne nur ein Markt unter vielen." Sie erzielten geschätzt gerade einmal zwei Prozent ihres Umsatzes in dem Land.

Im Einzelfall kann es Unternehmen aber durchaus schmerzhaft treffen. Für die deutschen Maschinenbauer ist Russland der viertgrößte Exportmarkt mit einem Volumen von 7,8 Milliarden Euro. "Die Exportzahlen sind bereits seit dem zweiten Halbjahr 2013 rückläufig", sagt Ulrich Ackermann vom Branchenverband VDMA. Die russische Wirtschaft stecke seit geraumer Zeit in schwerem Fahrwasser. "Das hat nicht erst mit der Krise angefangen."

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