„Das darf man nicht verhampeln“

Saarbrücken · „Sein oder Nichtsein“, Ernst Lubitschs satirische Komödie aus dem Jahr 1942, ist ein Klassiker. Nun inszeniert Deborah Epstein den Stoff am Saarbrücker Staatstheater. Wie emanzipiert sie sich von der Vorlage?

 Gastiert zum dritten Mal im Saarland: Deborah Epstein. Foto: kek

Gastiert zum dritten Mal im Saarland: Deborah Epstein. Foto: kek

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"Ich habe drei Todsünden begangen, so scheint es - ich habe die üblichen Genres missachtet, als ich Melodrama mit komischer Satire und sogar mit Farce verband, ich habe unsere Kriegsziele gefährdet, weil ich die Nazibedrohung verharmloste, und ich habe außerordentlich schlechten Geschmack bewiesen, weil ich das Warschau von heute als Schauplatz für eine Komödie wählte." So begegnete der jüdische Regisseur Ernst Lubitsch den Vorwürfen zu seinem Film "Sein oder Nichtsein" (USA, 1942), in dem drittklassige Schauspieler im Polen des Jahres 1939 zu Widerstandskämpfern gegen das Naziregime avancieren. Nun kommt der Stoff auf die Bühne der Alten Feuerwache - Regie führt Deborah Epstein, und die hat als Jüdin ebenfalls keine Berührungsängste, Nazis durch den Kakao zu ziehen: "Man muss mir Hitler nur vor die Füße legen, und ich nehme ihn mit Kusshand" sagt sie.

1955 wurde die ausgebildete Balletttänzerin und Schauspielerin mit Wohnsitz Basel als Kind amerikanischer Eltern in Karlsruhe geboren, seit 1996 arbeitet sie als freie Regisseurin. "Sein oder Nichtsein" ist ihre dritte Arbeit für das Saarländische Staatstheater, nach Büchners Woyzeck (2006) und "Amerika" nach Kafka (2009). Wie emanzipiert sie sich nun von der Kino-Vorlage? "Der Film hockt uns nicht wie eine übergroße Krähe auf der Schulter", sagt sie. "Nachdem wir unsere eigene Mechanik gefunden hatten, konnte er uns nicht mehr viel anhaben."

Epstein hat eine eigene Fassung erarbeitet, die nicht allein auf der Bühnenfassung von Nick Whitby von 2008 basiert, sondern auch auf dem Drehbuch von Edwin Justus Mayer und Melchior Lengyel. Herausgefiltert hat sie das schnelle Tempo, den jüdischen Witz und den berühmten Lubitsch-Touch - jene unaufwändige und gerade deswegen schwer zu erzielende amerikanische Leichtigkeit. Dabei galt es, den ernsten Hintergrund im Auge zu behalten. "Diese echte Not, diesen echten Schmerz darf man nicht verhampeln", sagt Epstein. "Man muss den Mitgliedern dieser Gurkentruppe abnehmen können, dass sie mit ihrer Hamlet-Inszenierung um ihr Leben spielen." Einen Bogen zur realen Vergangenheit schlägt auch das Bühnenbild von Epsteins Lebenspartner Florian Barth: Das erinnert als Theater im Theater daran, dass das SST "ein Geschenk des Führers" war.

Premiere an diesem Samstag, 19.30 Uhr, Alte Feuerwache Saarbrücken. Karten unter Tel. (06 81)3 09 24 86.

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