Damit saarländische Städte lebendig bleiben

Saarbrücken · Der Innenstadt-Handel steht zunehmend im Wettbewerb mit außerstädtischen Einkaufszentren und dem Internet. Um die Innenstädte nicht veröden zu lassen, fordert die IHK überregionale Handelskonzepte.

Die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) sieht bei der Aufgabe, die Städte lebenswert zu erhalten, auch die Politik in der Pflicht. Das sagten gestern Michael Karrenbauer und Michael Genth, als sie beim Handelskongress die Positionen der IHK zur Entwicklung der Handelslandschaft im Saarland vortrugen. Genth ist geschäftsführender Gesellschafter von Leder Spahn in Saarbrücken , Karrenbauer Geschäftsführer bei Möbel Martin.

Der Handel ist mit einem Umsatz von rund 5,3 Milliarden Euro pro Jahr und rund 38 000 Mitarbeitern ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Saarland . Knapp jeder zwölfte Arbeitsplatz ist in der Branche angesiedelt. Viele weitere Arbeitsplätze sind über Zulieferer davon abhängig. Insofern gelte es, in den Innenstädten eine funktionierende Handelslandschaft zu erhalten.

Auf den städtischen Handel, davon ist die IHK überzeugt, kommen "dramatische Veränderungen" zu. Bereits jetzt konkurrierten Innenstadtlagen mit den Grüne-Wiese-Projekten am Stadtrand. Gleichzeitig nehme der Online-Handel weiter zu - bis 2025 werde er im Nicht-Lebensmittel-Bereich einen Marktanteil von 25 Prozent erreichen.

Den Innenstädten droht damit eine zunehmende Verödung. Um dieser entgegenzuwirken, fordert die IHK von den Städten und Gemeinden, auf Grundlage eines Gesamtkonzeptes aktive Einzelhandelspolitik zu betreiben. Auch der Landesentwicklungsplan müsse dem veränderten Verbraucherverhalten angepasst werden.

Genth und Karrenbauer betonten, dass die Einzelhandelspolitik auch städteüber greifend betrieben werden müsse. Weil sich die Kommunen bei Neuansiedlungen nicht absprechen, könnten konkurrierende Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Die Erfahrungen anderer Bundesländer zeigten, dass regionale Einzelhandelskonzepte solchen Fehlentwicklungen entgegenwirken können.

Entsprechend forderten die beiden, dass Städte und Gemeinden im Saarland in Zusammenarbeit mit IHK, Einzelhandelsverband und Landesbehörden ein verbindliches regionales Einzelhandelskonzept entwickeln. Auch gelte es, Stadtmarketing-Initiativen zu entwickeln, die sich darum bemühen, die Städte nicht nur "gestalterisch aufwerten", sondern auch unverwechselbar machen.

Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD ) sieht in ländlichen Gemeinden das Problem, dass noch zu sehr per Gießkanne versucht werde, Strukturen zu erhalten. Barke rät hier zum Umsteuern. "Wenn wir mit überlebensfähigen Ortskernen in die Zukunft starten wollen, müssen wir uns auf diese konzentrieren. Und zwar nur auf diese Ortskerne."

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