Damit Betriebe künftig genug Fachkräfte haben

St Wendel · Ein Betrieb kann über Jahre seine Azubis nicht halten, Mitarbeiter einer Abteilung verlassen auffällig oft das Unternehmen, eine Firma findet keine Fachkräfte mehr - all das sind Fälle für Elisabeth Gladysz.

 Elisabeth Gladysz hat ihr Büro in der Agentur für Arbeit in St. Wendel. Oft ist sie aber außer Haus, um Unternehmen zu beraten. Foto: Bonenberger

Elisabeth Gladysz hat ihr Büro in der Agentur für Arbeit in St. Wendel. Oft ist sie aber außer Haus, um Unternehmen zu beraten. Foto: Bonenberger

Foto: Bonenberger

Sie ist Beraterin in der Arbeitsagentur St. Wendel und dort für die Unternehmen in den Kreisen Neunkirchen und St. Wendel zuständig.

Gladysz hilft nicht nur bei der Suche nach Arbeitskräften, sie ist auch eine Ansprechpartnerin, wenn es um Personalentwicklung geht. Mitte 2013 haben die Arbeitsagenturen nämlich eine neue Dienstleistung eingeführt: die Qualifizierungsberatung für Unternehmen. Die soll dazu dienen, Firmen für Fragen der Personalpolitik zu sensibilisieren und Lösungswege aufzuzeigen. "Große Unternehmen messen dem Thema Demografie und Bildung schon heute große Bedeutung bei", sagt Heidrun Schulz, Leiterin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit . "Wir unterstützen kleine und mittlere Unternehmen, damit sie sich auch zukunftsfähig aufstellen können."

Eines der zentralen Probleme in vielen Betrieben ist nach Gladyszs Beobachtungen die Altersstruktur. "Wenn mehrere Leistungsträger gleichzeitig in Rente gehen, ist das eine höchst kritische Situation." Schon früh müsse sich die Geschäftsführung bemühen, Nachwuchs-Fachkräfte zu rekrutieren, um keine Lücke entstehen zu lassen. "Manch ein Unternehmer wartet, bis es so weit ist", die Fachleute den Betrieb bereits verlassen haben. Dann "aber ist es schon zu spät". Die Altersstruktur war auch im Fall der wechselwilligen Azubis das größte Problem. Gladysz stellte fest, dass es im Betrieb kaum Mitarbeiter unter 30 Jahren gab. "Da hatten die jungen Menschen in der Pause keine Ansprechpartner."

In der Beratung steht neben der Demografie-Problematik auch eine Analyse des Bildungsbedarfs im Mittelpunkt. Auch in kleineren Firmen wächst der Druck. Erlerntes Wissen muss immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden, und viele Mitarbeiter müssen neue Kompetenzen aufbauen. Beispielsweise benötigen die Unternehmen zunehmend Mitarbeiter mit Fremdsprachenkenntnissen. So gehört zu den Aufgaben der Berater, den Bildungsbedarf zu planen. Dazu gehört zum Beispiel die Weiterbildung zu Fachkräften: Weil es immer schwieriger wird, Fachkräfte zu finden, empfiehlt Gladysz, talentierte Helfer zu Fachkräften weiterzubilden. Weiterbildung ist auch ein Thema beim Nahrungsmittelhersteller Juchem in Eppelborn. Geschäftsführerin Susanne Juchem kennt Gladysz schon aus der früheren Zusammenarbeit und war deshalb auch aufgeschlossen für die Qualifizierungsberatung: "Wir machen zwar schon selber eine Personalauswertung, aber wenn jemand Externes dabei ist, kommen auch noch einmal neue Aspekte ans Licht." Gladysz hat für Juchem eine Demografie-Analyse erstellt und die Entwicklung für verschiedene Zeiträume abgebildet. "Was wir bei uns zu wenig im Fokus hatten, war, wie viele Wissensträger ausscheiden", sagt Thorsten Maas, der bei Juchem das Controlling verantwortet. Nun werde bis Februar eine Strategie entwickelt, wie Wissen weitergegeben werden kann. Auch das Angebot, Mitarbeiter weiter zu qualifizieren, sei für Juchem interessant, sagt Susanne Juchem.

Juchem ist für Gladysz eines der positiven Beispiele, viele Unternehmen würden auf das neue Angebot der Arbeitsagentur dagegen bisher kaum reagieren. Dabei ist es der Beraterin ein Anliegen, die Unternehmen auf latente Probleme aufmerksam zu machen und rechtzeitig Hilfe anzubieten: "Viele arbeiten vor sich hin, ohne sich bewusst zu sein, was auf sie zukommt", sagt sie. "Ich würde mir deshalb mehr Resonanz wünschen."

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