Dämonische Landschaften

Neunkirchen · Im Rahmen des grenzüberschreitenden Mono-Kunstprojektes sind in der Städtischen Galerie Neunkirchen die Schwarz-Weiß-Fotografien von Peter Schlör zu sehen. Es sind außerordentliche Bilder.

Neunkirchen. Dieses abgrundtiefe Schwarz springt einen an. Diese "Farbe" ist das vielleicht größte Faszinosum in den Werken von Peter Schlör (Jahrgang 1964). Wüsten-Panoramen werden zwischen dunkle Wolkenvorhänge gepresst, Schluchten stürzen in Düsternis, Blätterwälder versinken in Trauer-Spitzen. Schlör selbst sagte in einem Interview, die Finsternis der Schöpfungsgeschichte sei der "älteste Archetyp und gleichzeitig das stärkste Abstraktum" - etwas von dieser archaischen, geheimnisumwitterten Zeitenferne findet sich in allen seinen Bildern. Sie sind wahrlich außergewöhnlich: theatralisch, ja dämonisch-bedrohlich aufgeladene Vulkan-Landschafts-Szenerien in extremen Formaten.Schlör gilt als Außenseiter in der aktuellen (Dokumentar-)Fotografie. Er scheint der Malerei eines de Chirico, sprich dem Surrealismus, näher als den meisten Zeitgenossen. Und man erkennt Robert Häusser (Jahrgang 1924) als "Lehrmeister", schreitet man in der Städtischen Galerie Neunkirchen Schlörs kanarische Landschaften ab. Menschenleere, Symmetrie im Bildaufbau, starke Hell-Dunkel-Kontraste, radikale Ausschnitte, Strukturen, Linien, Schatten, all das findet sich bei beiden Foto-Künstlern. Doch zweifelsohne nutzt Schlör all dies für eine sehr eigene, eigenwillige, unverkennbare Handschrift. "Black & Wide" lautet der Titel der Ausstellung, die uns mit dem Unbeherrschbaren konfrontiert, mit Wind, Wolken, Regen, Nebel, und in der man sich wie im Märchen fühlt - freilich in dessen Albtraum-Szenen. Denn immerzu scheint sich bei Schlör etwas zusammenzubrauen. Wolken sind nie unschuldige Luftikusse, sondern stürzen sich wie Wasserfälle über Bergkuppen (Reventón), die ihrerseits mitunter wie Drachen-Ungeheuer (La Cambrecita) wirken, und Kiefern nehmen die Form von Schwämmen an (Las Palomas, La Pernada). Ein magischer Kosmos. Schlör findet das Ausgangs-Material dazu hauptsächlich auf der Insel La Palma. Doch es geht um alles andere als um ein "Porträt", sondern um eine Aura, um Schroffheit und Kargheit. Schlör nimmt seine Motive von einem erhöhten Standpunkt aus auf, und auch der Betrachter fühlt sich oft am Abgrund, spürt Gefahr. Oder Mystisches. Nicht selten erhellt ein einzelner, geradezu überirdischer Lichtstrahl die Szenerie (Las Laderas, El Barrial), was an mittelalterliche Altarbilder denken lässt. Sakrale Fotografie? Schlörs Kunst kennt keine Scheu vor dem Spirituellen. Sie fasst an.

Bis 9. September, Di, Mi, Fr: 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Do: 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Sa und So:14 bis 18 Uhr. Marienstr. 2 (Bürgerhaus), Tel. (068 21) 29 00 621.

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