Kampf gegen Corona Stiko empfiehlt Corona-Impfung für alle Fünf- bis Elfjährigen – Saar-Gesundheitsminister appelliert an Eltern

Update | Berlin/Saarbrücken · Die Stiko will gut vorbereitet in den kommenden Herbst und Winter gehen und ändert darum unerwartet die Impfempfehlung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Lob gibt es dafür von Saar-Gesundheitsminister Magnus Jung. Was genau die neue Empfehlung vorsieht und was Experten dazu sagen.

Auch gesunde 5- bis 11-Jährige sollen ab sofort mit einer Corona-Impfung geschützt werden.

Auch gesunde 5- bis 11-Jährige sollen ab sofort mit einer Corona-Impfung geschützt werden.

Foto: dpa/Jorge Gil

Seit Beginn der Corona-Pamdemie hat die Ständige Impfkommission (Stiko) viel Schelte einstecken müssen. Zu spät habe sie entschieden, neben Erwachsenen generell Jugendliche ab zwölf Jahren zu impfen statt nur solche mit Vorerkrankungen. Dann startete dieselbe Diskussion in Hinblick auf Kinder zwischen 5 und 11 Jahren. Nun hat sich die Stiko ohne Gegenstimme auf eine präventiv gedachte Empfehlung verständigt.

Was ist neu an dieser Impfempfehlung für die 5 bis 11-Jährigen?

Ab sofort empfiehlt die Stiko für alle bisher nicht geimpften Kinder ohne Vorerkrankung im Alter zwischen 5 und 11 Jahren eine einmalige Impfung gegen Sars-Cov-2. Bislang gab es keine generelle Impfempfehlung für diese Altersgruppe. Eltern konnten allerdings nach ärztlicher Aufklärung individuell auf Wunsch der Eltern geimpft werden.

Welche Empfehlungen bestehen für diese Altersgruppe auch weiterhin?

Für Kinder mit Vorerkrankungen sieht die neue Impfempfehlung auch weiterhin eine Grundimmunisierung mit zwei Impfungen sowie eine zusätzliche Booster-Impfung vor.

Gleich bleibt auch die Empfehlung bezüglich gesunder Kinder, die in ihrem Umfeld enge Kontaktpersonen mit einem hohen Risiko für schwere Corona-Verläufe haben und die sich nicht selbst durch eine Impfung schützen können. Sie sollen zwei Impfstoffdosen erhalten.

Warum gibt es diese unerwartete Neuerung?

Das Expertengremium will damit den Schutz der Kinder in dieser Altersgruppe vorsorglich für kommende, derzeit noch nicht bekannte Infektionswellen sicherstellen. Keiner könne den Verlauf der Pandemie in den nächsten Monaten vorhersagen. Neben neuen Virusvarianten könnten bekannte Varianten zurückkehren. Käme es dann zu einem neuerlichen Anstieg der Infektions- und Krankheitslast könne die nach der jetzt einmaligen Impfung erreichte Basisimmunität entsprechend schnell mit einer zweiten Impfung mit gegebenenfalls angepasstem Impfstoff aufgefrischt werden. Das betont Stiko-Mitglied Martin Terhardt. Diese Entscheidung sei sinnvoll, um vorausschauend und vorbereitet auf den kommenden Herbst zuzugehen, sagt Reinhard Berner, Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung und Direktor der Kinder- und Jugendklinik am Uniklinikum Dresden.

Mit welchen Impfstoffen können die 5 bis 11-Jährigen geimpft werden?

Zur Verfügung stehen zwei mRNA-Vakzinen: Comirnaty von Biontech/Pfizer in einer Dosierung von 10 Mikrogramm und daneben Spikevax von Moderna in einer Dosierung von 50 Mikrogramm.

Welcher Impfstoff ist besser?

Die Stiko spricht eine Präferenz für das Biontech-Vakzin aus. Der Grund: Spikevaxx ist bislang nur wenig verimpft worden. „Es bestehen weltweit deutlich weniger Erfahrungen“, sagt Terhardt.

Was gilt für Kinder, die schon Corona hatten?

Auch diese sollten geimpft werden. Sie zeigten nach anschließender Impfung eine sehr hohe Antikörperantwort (Hybride Immunität), also bessere Immunität, sagt Tim Niehues,Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Krefeld.

Die Impfung sollte nach Einschätzung der Stiko optimaler Weise in einem Abstand von mindestens drei Monaten nach der Infektion erfolgen.

Warum sollen 5-11-Jährige nur einmal geimpft werden, unabhängig davon, ob sie infiziert waren oder nicht?

Die Zahl der Kinder, die sich bisher gar nicht infiziert haben ist laut Einschätzung der Experten sehr gering. Man gehe erweiternd zu den vom Robert-Koch-Institut gesammelten Daten davon aus, dass 70 bis beinahe 100 Prozent der Kinder bereits Corona hatten, sagt Terhardt. Auch bei Erwachsenen und Jugendlichen habe man eine zusätzliche Impfung empfohlen, um den Schutz zu verlängern und zu verbreitern. Diesen Effekt wolle man nun für die jüngere Altersgruppe nutzen. Aus Studien wisse man, dass Immunschutz durch Infektion plus Immunschutz durch Impfung gemeinsam eine bessere Wirkung entfalten, die verschiedene Systeme des Immunsystems ansprechen.

Wie ist die Situation im Saarland?

Bislang sind laut saarländischem Gesundheitsministerium 18,6 Prozent der Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren im Saarland mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 16,7 Prozent seien zweifach geimpft.

Der saarländische Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) begrüßte die aktualisierte Stiko-Empfehlung. Sie schaffe eine sicherere Entscheidungsgrundlage für Eltern. „Mit Blick auf den Herbst, bitten wir die Eltern im Saarland das bestehende Impfangebot in den Impfzentren und den Kinderarztpraxen anzunehmen“, lautet der Appell des Ministers. Eine neue Infektionswelle sei „sehr wahrscheinlich“. Alle sollten daran mitwirken, bestmöglich auf die nächste Infektionswelle vorbereitet zu sein. Die Basisimmunität sei dafür ein „wichtiger Baustein“.

Wie bekomme ich einen Kinderimpftermin in einem saarländischen Impfzentrum?

Die saarländischen Impfzentren sind nach Auskunft des Gesundheitsministeriums mit eigens eingerichteten Kinderimpfkabinen ausgestattet. Die Kinderimpfungen würden vor Ort von erfahrenem Personal durchgeführt, um ein umfassendes individuelles Aufklärungsgespräch zu ermöglichen. Wichtig sei, dass alle Sorgeberechtigten mit der Impfung einverstanden seien und dass das Kind bei der Impfung durch mindestens eine Sorgeberechtigte begleitet werde. Kinderimpfungen sind laut Ministerium in den vor der Schließung stehenden Impfzentren in Saarbrücken und Büschfeld noch bis zum 31. Mai möglich.

Familien bekämen in den saarländischen Impfzentren die Möglichkeit Geschwisterkinder gemeinsam in einem Termin impfen zu lassen. Um Geschwisterimpfungen wahrzunehmen, muss die Familie ein Kind zur Terminbuchung anmelden. Alle Geschwister könnten ohne Voranmeldung zum selben Termin erscheinen.

Terminbuchungen für eine Impfung in den Impfzentren sind unter www.impfen-saarland.de oder über die Hotline (0681) 501-4422 oder 0800/9991599 möglich. Eine Buchung sei nicht verpflichtend, verringere aber mögliche Wartezeiten.

Grundsätzlich würden laut Ministerium zwei Impftermine gebucht. Sollte ein zweiter Termin nicht notwendig sein, weil keine Vorerkrankung oder Risikokontakt vorliege, sei nur der erste Termin relevant. Der Termin zur Zweitimpfung werde nach Rücksprache im Impfzentrum storniert.

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