Coppola, Poe und das Warten auf das Ende im Traum

Die fetten Jahre sind lange vorbei, die Triumphe der 70er mit den ersten beiden "Paten"-Filmen, "Apocalypse Now" und dem Drehbuch-Oscar für "Patton". Mittlerweile ist Francis Ford Coppola 73 Jahre alt und scheint sich von kommerziellen Erwägungen verabschiedet zu haben, dreht schmal budgetierte, persönliche Filme

Die fetten Jahre sind lange vorbei, die Triumphe der 70er mit den ersten beiden "Paten"-Filmen, "Apocalypse Now" und dem Drehbuch-Oscar für "Patton". Mittlerweile ist Francis Ford Coppola 73 Jahre alt und scheint sich von kommerziellen Erwägungen verabschiedet zu haben, dreht schmal budgetierte, persönliche Filme. Die Romanadaption "Jugend ohne Jugend" fand 2007 wenig Echo; "Tetro" kam 2009 nicht einmal in unsere Kinos oder Videtheken.Nun erscheint der jüngste Coppola "Twixt" ohne Kino-Umweg als DVD-Premiere. Ein kleiner, eigenwilliger Film, selbst geschrieben und finanziert. Um einen heruntergekommenen Fantasy-Schriftsteller (Val Kilmer) geht es, der bei einer Lesetour in einem Kaff strandet, das auch Edgar Allen Poe einmal besucht hat. In einem alkoholgeschwängerten Traum erscheint der große Kollege dem Schriftsteller und legt den Grundstein für eine neue Geschichte, die dem Schreibblockierten (und nahezu Bankrotten) wie gerufen kommt. Doch das Ende will ihm nicht einfallen - Grund genug, weiterzuträumen und der Inspiration zu harren.

Viel packt Coppola in diesen Film, der etwas uneben zwischen schwarzhumorigem Gruselstück und Provinzposse changiert, zwischen persönlichem Drama und der Angst vor künstlerischer Impotenz. Dabei spielt er ausgiebig mit Ton und Farbe, teilt die Leinwand in zwei Bilder, erinnert optisch mal an frühe David-Lynch-Werke, mal an Rocker-Filme der 50er, und hält den Film gekonnt in der Schwebe zwischen dem Gruseligen und dem Absurden. Dass der Film seine losen Enden im Finale sehr hektisch verknüpft, bis hin zur Unverständlichkeit, verzeiht man gerne. Vielleicht hat auch Coppola im Traum auf Poe und ein gutes Ende gewartet, vergeblich. tok

Erschienen bei Studiocanal.

Foto: Studiocanal

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