China ächzt unter Überkapazitäten

Peking · Die europäische Handelskammer in Peking warnt vor den Folgen der gigantischen Überkapazitäten, die Chinas Staatswirtschaft in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. "Die Entwicklung schafft erhebliche Probleme in China und weltweit", sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke.Die Unternehmen versenken bitter nötiges Kapital in überflüssige Anlagen und erhöhen das Risiko einer Kreditkrise.

International vernichtet der Billigexport Arbeitsplätze und schadet dem Image des Landes. Das sind die Ergebnisse einer neuen Studie, die die Kammer zusammen mit der Unternehmensberatung Roland Berger vorgelegt hat.

Jahrelang hat China die Konjunktur vor allem durch immer höhere Investitionen am Laufen gehalten. Einen Rückwärtsgang kennt die Wirtschaftspolitik nicht: Um das Wachstum auf zweistellige Raten hochzutreiben, haben Staatsfirmen immer höhere Kredite bekommen, mit denen sie Fabrikhallen bauen, Maschinen anschaffen und Mitarbeiter anstellen sollten.

Die EU-Kammer hat bereits 2009 vor dem Entstehen von Überkapazitäten gewarnt. Seitdem hat sich die Lage dramatisch verschlechtert, zumal die Weltnachfrage gefallen ist. Die Stahlhütten des Landes stoßen so viel aus wie die in Japan, den USA, der EU und Russland zusammen. China stellt die Hälfte des weltweit verkauften Stahls her - und könnte noch ein gutes Viertel mehr produzieren.

Weil Chinas Staatsbetriebe nun ohne Gewinn verkaufen, können sie die hohen Kredite der Banken nicht mit Zinsen zurückzahlen und brauchen stattdessen immer neue Darlehen. Eine Schuldenkatastrophe droht. Aber auch politisch ist die Entwicklung brisant: Bei internationalen Investitionen ist China auf eine positive Stimmung angewiesen.

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