Cebit ächzt unter der WirtschaftskriseEinfach und intelligent

Hannover. Die weltgrößte Computermesse Cebit bleibt in diesem Jahr von der globalen Wirtschaftsflaute nicht verschont. Der Ausstellerschwund, der sich angesichts des Wettbewerbs mit anderen Messen seit Jahren abzeichnet, spitzt sich in diesem Jahr noch einmal zu. Um insgesamt 25 Prozent auf 4300 wird die Zahl der Aussteller einbrechen, lauten die jüngsten Schätzungen der Deutschen Messe AG

Hannover. Die weltgrößte Computermesse Cebit bleibt in diesem Jahr von der globalen Wirtschaftsflaute nicht verschont. Der Ausstellerschwund, der sich angesichts des Wettbewerbs mit anderen Messen seit Jahren abzeichnet, spitzt sich in diesem Jahr noch einmal zu. Um insgesamt 25 Prozent auf 4300 wird die Zahl der Aussteller einbrechen, lauten die jüngsten Schätzungen der Deutschen Messe AG. Die Ausrichter hoffen nun, für die Branche ein Signal des Aufbruchs zu setzen und Wege aus der Krise aufzeigen zu können. Das Gros der Aussteller, die der Messe in diesem Jahr fernbleiben, seien vor allem kleinere Hersteller aus Asien, teilt die Messe mit. Die wichtigsten großen Unternehmen würden wieder kommen. Allerdings bleiben der Messe in diesem Jahr tatsächlich auch Schwergewichte wie Samsung oder Toshiba fern. Zugleich wollen die Cebit-Macher unter dem Motto "Webciety" (Kunstwort aus "Web" und "Society") Unternehmen aus der Internet-Branche anlocken, die bislang nicht zu den traditionellen Ausstellern zählen.Schlüsselrolle in der Krise "Die Hightech-Industrie steht im Vergleich zu vielen anderen Branchen noch recht gut da", sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Bitkom. Der Informationstechnologie- und Kommunikationsbranche komme bei der Bewältigung der Krise auch eine Schlüsselrolle zu. Viele Unternehmen investierten gerade jetzt in neue IT-Systeme, um Kosten zu senken und konkurrenzfähig zu bleiben.Allerdings bleibt auch die ITK-Industrie von der Krise nicht unberührt: Im weltweiten PC-Markt waren die Wachstumsraten nach Erhebungen von Marktforschern im vierten Quartal 2008 drastisch eingebrochen. In der Unterhaltselektronik wird trotz eines guten Weihnachtsgeschäfts für 2009 zumindest eine Delle erwartet. Nach Einschätzung von Rohleder dürfte auch die Telekom-Industrie wegen Investitionen in neue Netze mit einem kleinen Minus rechnen. Der Markt für IT-Infrastruktur wird sich nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts Gartner dank der anhaltenden Investitionsbereitschaft in Unternehmen trotz der Krise weiter gut entwickeln. Von öffentlichen Institutionen wird dabei der stärkste Zuwachs bei den IT-Ausgaben erwartet. Die Branche werde unter anderem von Investitionen in das Gesundheitswesen profitieren, schätzt Gartner. Mit den Themenschwerpunkten "Green IT", elektronische Gesundheitssysteme ("eHealth"), IT-Sicherheit und "Webciety" will sich die Cebit auch in der Krise behaupten. Die Messe versucht seit längerem, ihr Profil als reine Business-Messe zu schärfen. Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, die Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona und die Internationale Funk-Ausstellung in Berlin haben sich zu einer ernsten Konkurrenz für die Cebit entwickelt. Unter dem Stichwort "Webciety" sollen erstmals auch Unternehmen aus der wachsenden Internet-Wirtschaft eingebunden werden. Wirtschaft sei heute ohne das Netz ebenso wenig denkbar wie Bildung, Infrastruktur oder Verwaltung, so die Messe-Ausrichter. Erstmals werden auch der Internet-Konzern Yahoo sowie Vertreter der Video-Plattform Youtube in Hannover erwartet. Hannover. "Ich möchte gerne einen Computer haben, in den ich reinsprechen kann." Bei seinem Rundgang auf der Cebit 1999 hatte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) das Trendthema der weltgrößten Computermesse beschrieben - IT sollte intelligent und bedienerfreundlich sein. Computer waren längst keine Spielzeuge mehr für IT-Freaks, sie hatten den Massenmarkt erobert. Und zwei Jahre vor dem Platzen der Internetblase herrschte Aufbruchstimmung: 7341 Aussteller hatten vor zehn Jahren für einen neuen Cebit-Rekord gesorgt. Mit den Austellern gab es auch eine Vielzahl an Premieren: AOL präsentierte die erste Internet-Flatrate für den deutschen Markt, die Digitalkameras näherten sich der Schwelle von zwei Millionen Pixel (Heute verfügt fast jede Handy-Kamera über eine höhere Auflösung.) Große Fortschritte gab es auch bei den Chip-Herstellern: Der neue Pentium-III-Prozessor verdoppelte die Geschwindigkeit der Computer. Und das größte europäische Softwarehaus, die SAP AG, zeigte auf der Cebit 1999, dass das wichtigste betriebswirtschaftliche Softwarepaket R/3 auch auf dem Windows-Konkurrenzsystem Linux läuft. Seitdem entwickelte sich das freie Softwaresystem im Segment der größeren Unternehmensrechner (Server) als ernsthafte Alternative zu den Microsoft-Produkten. Sun Microsystems profilierte sich auf der CeBIT'99 mit einer Software-Plattform für Mobiltelefone (Java), die in den folgenden Jahren tatsächlich Millionen von Handys erreichte und dort Windows CE von Microsoft verdrängte. dpa

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