Busfahren soll flexibler werden

Saarbrücken. Der Einzelhandel will das Saarland für Menschen attraktiver machen, die in ihrer Mobilität auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind

Saarbrücken. Der Einzelhandel will das Saarland für Menschen attraktiver machen, die in ihrer Mobilität auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Die schnelle Erreichbarkeit von Innenstädten, Ortskernen, Schulen und Einkaufsstätten entscheide künftig darüber, in welcher Region Menschen leben und arbeiten wollen, betont der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistung, Fabian Schulz. Nicht nur wegen der demografischen Entwicklung, die an der Saar eine besonders aktive Werbung um junge Menschen und ihre Familien erforderlich mache, damit diese beruflich und privat an der Saar bleiben. Sondern auch, weil Menschen immer älter werden. Daher sei auch der Handel gefordert, neue Formen von Kundenfreundlichkeit, Dienstleistung und Erreichbarkeit zu bieten. Deshalb fordert der Landesverband Einzelhandel und Dienstleistung alle ehrenamtlich tätigen Fahrgastlotsen bei den kommunalen sowie privaten Busunternehmen an der Saar als unabhängige Experten zur Zusammenarbeit auf. Anfang 2013 soll ein erstes Treffen mit möglichst vielen Fahrgastlotsen stattfinden, so Schulz.Viele Busnetze bestünden seit Jahren, manche seit Jahrzehnten. Häufig seien diese aber nicht an veränderte Wohn- und Einkaufstrends angepasst, würden neue Wohnviertel, neue Einkaufsorte und zentrale Treffpunkte vieler Menschen nicht angefahren. Städte, Gemeinden, Handel sowie Gastronomie müssten gerade jetzt in Zeiten knapper Kassen zusammenrücken, um mit mehr Kreativität Lösungen für bessere Busanbindungen zu finden, was allen nutze. Schulz verweist auf ein Beispiel in Sulzbach, wo durch eine Zusammenarbeit von Stadt und Einzelhandel mehrere neue Einkaufsmärkte an das Busnetz angebunden werden konnten. Die neue Bushaltestelle an einem zentralen Punkt hat die Stadt bezahlt, die laufenden Kosten für den Halt der Busse bezahlen die davon profitierenden Einkaufsmärkte.

Ziel der Zusammenarbeit mit den Fahrgastlotsen sei es, "positiven Druck" (Schulz) auf die jeweiligen Städte, Gemeinden und Busunternehmen auszuüben. Der Landesverband sieht seine Rolle strategisch darin, vermittelnd tätig zu werden. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Fahrgastlotsen will er die jeweils Verantwortlichen auf lokaler Ebene in der Politik beziehungsweise die Busunternehmen aufsuchen, um Vorschläge nach einer verbesserten Linienführung von Busangeboten auf die Machbarkeit hin zu prüfen. Auch der Einzelhandel könne sich vorstellen, in bestimmten Fällen an einer Finanzierung eines optimierten Linenangebotes mitzuwirken, wenn dies mehr Frequenz in Bussen und Geschäften bringt. In die Überlegungen zur Verbesserung der Mobilität vor Ort will der Landesverband auch Taxibetriebe mit einbeziehen.Foto: Privat

Meinung

Cleverer Schachzug

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Busfahren im Saarland ist trotz des Saarländischen Verkehrsverbundes (Saar VV) nicht attraktiv genug. Viele Linien fahren seit Jahren und Jahrzehnten den gleichen Weg. Neue Wohn-, und Industriegebiete sowie viele Treffpunkte zum Einkaufen werden nicht oder nur schlecht eingebunden. Das bringt die Busunternehmen um Einnahmen sowie neue Fahrgäste. Um lebenswerte Innenstädte und Dorfzentren mit Kreativität zu fördern, die nicht gleich Unsummen kostet, ist der Vorstoß des Saar-Einzelhandels, auf die Fahrgastlotsen zuzugehen, eine realistische Chance. Auch ein cleverer Schachzug. Denn der Einzelhandel kann von den Fahrgastlotsen nur profitieren. Diese sind unabhängig, kennen die Bedürfnisse der Fahrgäste am besten. Die Busunternehmen an der Saar wären gut beraten, diese Chance wahrzunehmen. Manch geänderte Linienführung ist einfach moderner, besser und bringt neue Kunden.

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