Bundesbürgern drohen bald leere Briefkästen

Bonn/Düsseldorf. Millionen Haushalte und Unternehmen müssen sich in den nächsten Tagen wieder auf leere Briefkästen einstellen: Nach den gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post setzt die Gewerkschaft Verdi auf Streik. Nach einer Urabstimmung soll vom 2. Mai an ein unbefristeter Ausstand starten, um die Post zu mehr Entgegenkommen zu zwingen

Bonn/Düsseldorf. Millionen Haushalte und Unternehmen müssen sich in den nächsten Tagen wieder auf leere Briefkästen einstellen: Nach den gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post setzt die Gewerkschaft Verdi auf Streik. Nach einer Urabstimmung soll vom 2. Mai an ein unbefristeter Ausstand starten, um die Post zu mehr Entgegenkommen zu zwingen. Schon diese Woche wird es nach Warnstreik-Ankündigungen von Verdi voraussichtlich wieder verzögerte Zustellungen geben. Die Post bereitete sich am Wochenende auf neue Streikaktionen vor und bekundete ihr Interesse an einer friedlichen Lösung. Beide Parteien forderten die Gegenseite zu Bewegung in dem festgefahrenen Tarifkonflikt auf. "Wir haben ein attraktives Angebot vorgelegt. Dies ist ein Angebot, aber kein Diktat", sagte Post-Kommunikationschef Manfred Harnischfeger gestern in Bonn. "Verdi muss sich jetzt dazu inhaltlich äußern und ein eigenes Gegenangebot machen." Beide Seiten müssten jetzt "weiter das Gespräch suchen, um wieder Bewegung in die Verhandlungen bringen, bevor es zu einem großen Streik kommt". Die Gewerkschaft werde mit weiteren Warnstreiks ihren Forderungen Nachdruck verleihen, sagte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis in Düsseldorf nach den Streik-Beschlüssen der Tarifkommission der Gewerkschaft. Verdi wehrt sich gegen eine von der Post geforderte "unbezahlte Mehrarbeit" mit höherer Wochenarbeitszeit sowohl für Beamte wie auch Tarifbeschäftigte. Bisher galten 38,5 Stunden. Laut Verdi bedeuten die Post-Vorschläge unter dem Strich künftig aber rund 41 Stunden Wochenarbeitszeit. Die Weichen für den unbefristeten Arbeitskampf sollen in einer Urabstimmung vom 25. bis 29. April gestellt werden. Ein Ergebnis soll am 30. April vorliegen. Eine hohe Zustimmung der Beschäftigten sei zu erwarten. "Die Beschäftigten sind sauer, stinkesauer - und das werden sie in den nächsten Tagen der Post zeigen", sagte Kocsis. Den Beschäftigten solle Mehrarbeit ohne Ausgleich abgefordert werden, kritisierte Verdi. Beide Seiten hatten sich in einem zweitägigen Verhandlungsmarathon in der Nacht zum Samstag nicht einigen können. dpaMeinung

Schnelle Einigung nicht in Sicht

Von SZ-RedakteurUdo Rau Nach einer schnellen Einigung im Tarifkonflikt der Post mit der Gewerkschaft Verdi sieht es derzeit nicht aus. Die Post will Mehrarbeit von ihren Mitarbeitern, bietet dafür einigermaßen sichere Jobs. Das Lohnangebot des glänzend verdienenden "gelben Riesen" allerdings ist in der Tat dürftig. Zudem hatten sich die Postler finanziell mehr erhofft, nachdem man zur Abwehr der privaten Post-Konkurrenz eine Mindesttariflohnvereinbarung geschlossen hat. Dass Verdi jetzt auf die Palme geht, ist nachvollziehbar. Dennoch sollte Verdi bei einem besserem Lohnangebot der Post das Thema längerer Arbeitszeiten, die längst in der deutschen Wirtschaft zur Beschäftigungssicherung Tagesrealität geworden sind, pragmatisch angehen. Auf einen BlickDie Gewerkschaft Verdi fordert für die 130000 Tarifbeschäftigten eine lineare Anhebung des Entgelts um sieben Prozent für zwölf Monate bis Ende April 2009. Daneben will sie einen Vertrag, der betriebsbedingte Kündigungen für die Tarifbeschäftigten bis zum 30. Juni 2011 ausschließt. Zudem will sie eine Verkürzung der Arbeitszeit von 38,5 Stunden durch jährlich zehn "Arbeitszeitverkürzungstage". dpa

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