Bundesagentur vertagt neuen Jobaufschwung

Nürnberg/Saarbrücken · Der Konjunkturschub bleibt aus, auch das Wetter verhindert eine kräftige Frühjahrsbelebung. Der erhoffte Jobaufschwung lässt auf sich warten. Die Bundesagentur für Arbeit stellt sich auf eine Stagnation am Arbeitsmarkt ein.

Noch im Februar sah alles nach einer kurzen Episode aus. Der neue Jobaufschwung, so signalisierten die damals überraschend guten Arbeitslosenzahlen, schien nach einer Delle wieder Fahrt aufzunehmen. Inzwischen haben der langanhaltende Winter und das nasskalte Frühjahr auch in der Bundesagentur für Arbeit (BA) für Ernüchterung gesorgt: Selbst der sonst eher optimistisch gestimmte BA-Chef Frank-Jürgen Weise rechnet in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr mit einer durchgreifenden Belebung des Arbeitsmarkts.

Der Jobaufschwung - so die Botschaft am Mittwoch - ist auf nächstes Jahr vertagt. Bis dahin rechnet Weise mit einer Stagnation - wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Im Mai waren in Deutschland 2,937 Millionen Menschen ohne Job; das ist ein Rückgang zum April von 83 000. Die Arbeitslosenquote sank gerade mal 0,3 Punkte auf 6,8 Prozent.

Im Saarland ging sie gar nur 0,2 Punkte auf 7,4 Prozent zurück. "Der üblichen saisonalen Belebung fehlte es - gemessen an früheren Jahren - an Schwung", bewertete die BA-Regionaldirektion die Entwicklung. Rund 37 800 Saarländer waren im Mai arbeitslos - rund 13 Prozent mehr als vor einem Jahr. "Die Spuren der konjunkturellen Abschwächung sind deutlich zu sehen." So liege die Zahl der Arbeitslosen in den Metall- und Elektroberufen um gut ein Fünftel höher als im Mai 2012. Viele Arbeitnehmer mit solchen Berufen sind in der exportorientierten Industrie beschäftigt, die stark unter der Krise in Europa leidet. "Die Betriebe versuchen den Schwächen in den Auftragsbeständen zu trotzen und halten weitgehend ihren Beschäftigungsstand". Doch eingestellt werde eben kaum noch, heißt es bei der BA-Regionaldirektion.

Diese Stagnation auf dem Arbeitsmarkt habe zwei Seiten, geben Fachleute zu bedenken. Positiv ist sie hauptsächlich für jene, die Arbeit haben: Für sie bedeutet eine Entwicklung ohne größere Schwankungen, dass sie vor einem Jobverlust vergleichsweise sicher sind. Das Nachsehen haben vor allem jene, die schon während des Job-Booms von 2010 bis Mitte 2012 kaum eine Chance auf eine Stelle hatten: die Langzeitarbeitslosen. Wo kaum neue Jobs entstehen, eröffnen sich auch keine Chancen.

Inzwischen wächst auch bei der Bundesagentur die Einsicht, dass mit den bisherigen Arbeitsmarktinstrumenten der "harte Kern" der Arbeitslosigkeit kaum aufzulösen ist. Schon seit einiger Zeit lässt das für Hartz IV zuständige BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt neue Modelle erproben, um die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu verringern. So startet etwa gerade auch im Saarland ein Projekt, das schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose an den Arbeitsmarkt heranführen will.

Zum Thema:

HintergrundKnapp 5100 Jugendliche haben von Oktober bis Mai die saarländische Agentur für Arbeit bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet. Dies waren rund 5,2 Prozent weniger als vor einem Jahr, teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit mit. In der Zeit von Oktober bis Mai wurden 5100 Lehrstellen bei der Agentur gemeldet, ebenso viele wie im Vorjahr. Derzeit suchen noch etwa 2500 Jugendliche eine Lehrstelle, 16,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. red

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