Bürger müssen für Energiewende mehr bezahlen

Berlin · Die Ökostrom-Umlage klettert auf den Rekordwert von 6,24 Cent pro Kilowattstunde. Für einen durchschnittlichen Haushalt steigen dadurch die Stromkosten im kommenden Jahr voraussichtlich um etwa 35 Euro.

Strom wird im kommenden Jahr wieder teurer. Die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien als Teil des Strompreises steigt um 18 Prozent und wird auf den Rekordwert von 6,24 Cent je Kilowattstunde festgesetzt. Dies teilten die für die Verwaltung der Förderzahlungen zuständigen vier Übertragungsnetzbetreiber gestern mit. Bisher liegt die Umlage bei 5,277 Cent. Ein Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Verbrauch muss damit künftig 218 Euro im Jahr für die Ökostrom-Umlage bezahlen, knapp 35 Euro mehr als bislang.

Betreiber von Solaranlagen, Windrädern und Biogasanlagen erhalten gemäß des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auf 20 Jahre garantiert eine feste Vergütung. Über die Umlage wird die Differenz zwischen dem am Markt für den Strom erzielten Preis und dem festen Vergütungssatz auf Stromkunden abgewälzt. Da die Preise an der Strombörse massiv gefallen sind, wachsen diese Differenzkosten. Fast die Hälfte des Anstiegs um knapp einen Cent entfällt auf diesen Sondereffekt. Ein weiterer Grund für den Anstieg sind zusätzliche Rabatte für die Industrie. Dadurch wachsen für Privathaushalte die Ökostrom-Förderlasten.

Zu der Umlage von künftig 6,24 Cent kommen noch die automatisch mitsteigende Mehrwertsteuer sowie vielerorts höhere Netzentgelte, so dass bei 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox 2014 mit 67 Euro mehr zu rechnen ist. Eine Familie mit 4000 Kilowattstunden Verbrauch muss mit 76 Euro mehr rechnen, für Großfamilien könnten es 112 Euro mehr werden.

Jedoch können die Erhöhungen auch weit geringer ausfallen, da dank des steigenden Ökostromanteils die Preise im Stromeinkauf stark gefallen sind. Bisher wird dieser Effekt meist aber nur unzureichend weitergegeben, kritisieren Verbraucherschützer. Der Vertriebsvorstand des Versorgers EnBW, Dirk Mausbeck, betonte: "Die Preise für Haushaltsstrom bleiben für die große Mehrzahl der EnBW-Kunden voraussichtlich bis weit ins Jahr 2014 stabil." Die niedrigeren Großhandelspreise wirkten sich jetzt stärker in der Kalkulation aus. Auch der Versorger Eon will vorerst von Preiserhöhungen absehen.

Besonders Handwerk und Mittelstand warnten vor einer zu starken Belastung. "Das Tempo, in dem die EEG-Umlage in den letzten Jahren gestiegen ist, ist nicht hinnehmbar", sagte Umweltminister Peter Altmaier (CDU). Dass die Steigerung nur noch halb so hoch ausfalle wie in diesem Jahr, liege an der Neuregelung der Photovoltaikförderung mit starken Förderkürzungen sowie an Witterungsbedingungen mit zehn Prozent weniger Windstromproduktion. Eine grundlegende Reform gehöre zu den wichtigsten Aufgaben der neuen Bundesregierung, so Altmaier. Die Wirtschaft mahnte eine rasche, radikale Reform an. "Bereits jetzt kostet die EEG-Umlage jeden Tag 56 Millionen Euro, davon trägt die Wirtschaft fast 30 Millionen Euro", kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Markus Kerber.

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