Bürger kann mehr mitentscheiden

Saarbrücken. Wegen leerer Kassen im Land und in den Kommunen rät der Präsident des Genossenschaftsverbandes Frankfurt, Michael Bockelmann, dazu, mehr Aufgaben in genossenschaftlicher Form zu organisieren

Saarbrücken. Wegen leerer Kassen im Land und in den Kommunen rät der Präsident des Genossenschaftsverbandes Frankfurt, Michael Bockelmann, dazu, mehr Aufgaben in genossenschaftlicher Form zu organisieren. Das schaffe zusätzliche Möglichkeiten, Projekte zu organisieren: in Schulen, in der Energieszene durch die Förderung von Beteiligungen der Bürger an Windanlagen und in vielen weiteren Bereichen. So werde Wertschöpfung vor Ort gestärkt. Mit Geldanlagen, die sicher seien. Genossenschaften gehe es nicht um Rendite, sondern das Wohl ihrer Mitglieder. Diese könnten auf Mitgliederversammlungen Fragen stellen und Anregungen einbringen.Die genossenschaftlich organisierten Volks- und Raiffeisenbanken hätten nicht nur die Finanzkrise schadlos überstanden, sondern seien bundesweit auf Wachstumskurs, betont Bockelmann gegenüber unserer Zeitung. "Alleine zwischen 2008 und heute hat es 246 Neugründungen in einer ganzen Reihe von Zukunftsbranchen gegeben. Eine riesige Zahl im Vergleich zu früher." So sind im Bereich Energie 125 Genossenschaften hinzugekommen, im Gesundheitswesen 48 und 52 in Dienstleistungen. Deutschlandweit gibt es 7600 Genossenschaften mit über 20 Millionen Mitgliedern.

Für Länder, Kommunen und Bürger seien Genossenschaften ideal, um Flexibilität zu bewahren und Dienstleistungen zu optimieren. Ein Beispiel sei das Schulwesen. So erhöhten sich in Schulen mit einem genossenschaftlich organisierten Modell durch die Mitgliedschaft der Eltern auch deren Mitwirkungsmöglichkeiten. Etwa in Grundsatzfragen, welche zusätzlichen Förderangebote es geben soll oder, ob ein Internat dazugehören soll. In Schleswig Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen habe man mit genossenschaftlich organisierten allgemeinbildenden Schulen sehr gute Erfahrungen gemacht. Das sei auch ein Modell für das Saarland. Darüber hinaus wirbt der Verbandspräsident für Schülergenossenschaften. Davon gibt es schon 50 in Niedersachsen. Gerade auch Schülern aus sozialen Brennpunkten in Grund- und Hauptschulen bringe die gezielte Förderung und Einbindung in Projekte mehr Sinn in ihr Leben.

Bürger würden mehr in kommunale Aufgaben einbezogen. "Sie bestimmen mit, was in einer Kommune wichtig und erhaltenswert ist: von Freibädern bis zum Angebot der Freizeiteinrichtungen", so Bockelmann. In jüngster Zeit nähmen Ärztegenossenschaften zu. Mit der Chance, sich Aufgaben zu teilen: einen gemeinsamen Einkauf oder eine gemeinsame Verwaltung. Dies stärke auch die Präsenz von Ärzten auf dem Land. Der Präsident des Genossenschaftsverbandes war an die Saar gekommen, um an der Vertreterversammlung der genossenschaftlich organisierten Bank 1 Saar teilzunehmen. Foto: Verband

Hintergrund

Der Genossenschaftsverband Frankfurt ist Prüfungs- und Beratungsverband, Bildungsträger und Interessenvertreter für 1900 Mitgliedsgenossenschaften. Betreut werden Unternehmen aus den Bereichen Kredit- und Landwirtschaft, Handel, Gewerbe, Dienstleistung in 13 Bundesländern mit 4,3 Millionen Mitgliedern und rund 84 000 Arbeitsplätzen. ts

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