Bsirske stimmt auf Eskalation im Kita-Tarifkonflikt ein
Leipzig · Verdi streikt wie noch nie seit der Gründung im Jahr 2001. Ein Grund dafür sei das niedrige Lohnniveau in Dienstleistungsberufen, sagte Gewerkschafts-Chef Frank Bsirske auf dem Verdi-Bundeskongress.
Verdi-Chef Frank Bsirske hat die Eltern bundesweit auf eine Eskalation des Kita-Tarifkonflikts mit neuen Streiks eingestimmt. Auch für alle anderen Bereiche des Dienstleistungssektors gab sich Bsirske gestern zum Auftakt des Verdi-Bundeskongresses in Leipzig kämpferisch. Derzeit bereite sich Verdi auf die Fortsetzung des Kita-Streiks ab Mitte Oktober vor, sagte er vor 1000 Delegierten. Vermeiden ließe sich die "massive Eskalation des Konflikts" nur, wenn die kommunalen Arbeitgeber zu Verbesserungen gegenüber der Schlichtung bereit seien. Verdi fordert eine Aufwertung für alle Sozial- und Erziehungsberufe und im Schnitt zehn Prozent mehr Gehalt. Zwischen zwei und 4,5 Prozent sahen die Schlichter vor. Die Gewerkschaftsmitglieder lehnten den von der Verdi-Führung unterstützten Schlichterspruch ab.
Heute stellt sich Bsirske den Delegierten für eine fünfte Amtszeit zur Wiederwahl. Trotz gemischter Bilanz gilt er als unangefochtene Integrationsfigur der Gewerkschaft, die rund 1000 Berufe vertritt. 2015 sei mit 1,5 Millionen Streiktagen das streikintensivste Jahr für Verdi seit der Gründung 2001 gewesen. "Verdi ist nach wie vor die Gewerkschaft mit den meisten Streiks ." Der Grund sei das oft niedrige Lohnniveau und die Flucht der Dienstleistungs-Arbeitgeber aus der Tarifbindung. "Insbesondere in Dienstleistungsbranchen sind systematisch tariffreie Zonen geschaffen worden."
Auch im seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt mit dem Internethändler Amazon will Bsirske nicht klein beigeben. Zwar sei das Ziel, einen Tarifvertrag durchzusetzen, bisher nicht erreicht worden. Aber zumindest könnten anders als früher alle Amazon-Standorte bestreikt werden. Bsirske sagte, es gehe um Grundsätzliches: "Amazon will die Amerikanisierung der Arbeitsbeziehungen." Am Morgen hatte Verdi neue Streiks in Leipzig und Pforzheim angekündigt.