Brüssel will billigere Arzneimittel

Brüssel. Im Kampf gegen die hohen Preise für Arzneimittel bekommt Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) Rückendeckung von der Europäischen Union

Brüssel. Im Kampf gegen die hohen Preise für Arzneimittel bekommt Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) Rückendeckung von der Europäischen Union. "Deutschland ist - zusammen mit Dänemark und Malta - die letzte Insel, wo die Industrie die Preise noch frei festlegen kann", sagte der CDU-Europa-Abgeordnete und Arzt Peter Liese bei der Präsentation eines EU-weiten Kostenvergleichs gestern in Brüssel. Der fällt in der Tat drastisch aus. So müssen die Krankenkassen für das Multiple-Sklerose-Präparat Betaferon 250 hierzulande 1429 Euro zahlen, während es Italien nur 817 Euro kostet. Auch das Antirheumatikum Remicade 100 liegt mit 2080 Euro weit über dem Abgabepreis im billigsten EU-Land Portugal, wo es für nur 1460 Euro zu haben ist. Liese: "Die Kassenbeiträge ließen sich um 0,3 Prozentpunkte senken, wenn die deutschen Medikamente auf das EU-Preisniveau gesenkt würden." Das Argument, die Patienten bezahlten auch die Forschung der Unternehmen, lässt der Europaabgeordnete nicht gelten: "Deutschland hat das höchste Preisniveau auch für Medizin-Produkte, die gar nicht im eigenen Land entwickelt wurden und beispielsweise aus den USA kommen. Es kann nicht sein, dass ein deutscher Kassenversicherter, der auf Hartz IV angewiesen, auf Umwegen die Arzneimittel für spanische Millionäre subventioniert." In Brüssel wird daran gedacht, den bisherigen Flickenteppich bei der Zulassung von Salben, Dragees und Tropfen aufzugeben und eine einheitliche Zertifizierung bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA in London einzuführen. Dort könnten auch die Verbraucherpreise mit den Pharma-Konzernen ausgehandelt werden, die für die ganze EU gelten. "Wir brauchen den Binnenmarkt bei Medikamenten", sagen die Gesundheitsexperten der Fraktionen. Dies würde auch das System der Re- oder Parallel-Importe beenden. Dabei kaufen Händler die für den ausländischen Markt hergestellten, billigeren Originalpräparate auf und führen sie wieder in die Bundesrepublik ein. Die Parlamentarier wollen in einer Studie bis Herbst die Möglichkeiten eines EU-weiten Pharma-Marktes herausfinden und dann in ein Gesetzesverfahren eintreten. dr

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