Brotpreise sollen stabil bleiben

Saarbrücken · Immer mehr Bäcker an der Saar weiten ihr Sortiment aus, um neue Kunden zu gewinnen. Sie wollen vom wachsenden Trend zum Außer-Haus-Verzehr profitieren. Die Preise werden 2016 voraussichtlich nicht steigen.

Die saarländischen Verbraucher müssen im laufenden Jahr voraussichtlich nicht mit höheren Preisen für Brot und Brötchen rechnen. Dies sagte der Landesinnungsmeister der saarländischen Bäckerinnung, Hans-Jörg Kleinbauer, im Gespräch mit unserer Zeitung. "2015 war ein gutes Wirtschaftsjahr. Und es war auch nicht so wild wie die Jahre davor." Auch der Mindestlohn habe sich kaum ausgewirkt. Man zahle längst Löhne, die darüber liegen.

Auch die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft NGG sei konstruktiv. Der Kunde akzeptiere einen Preis eher, wenn er weiß, dass auch die Verkäuferin von ihrem Lohn gut leben kann, sagte Kleinbauer. Dem Fachpersonal kämen immer mehr Aufgaben zu. Angesichts einer wachsenden Vielfalt der Produkte werde auch der Beratungsbedarf immer höher. "Jeder Saar-Bäcker hat sein eigenes Profil und seine eigene Art, mit Zutaten umzugehen." Kleinbauer verweist auf 38 eingetragene saarländische Brotspezialitäten, bundesweit seien es 3200. Kunden interessierten sich zunehmend für heimische Produkte. Auch die Bedeutung regional ansässiger Betriebe wachse wieder.

Viele Bäcker weiteten ihr Sortiment aus, etwa durch Snacks, um neue Kundengruppen an sich zu binden. Der Bedarf an Außer-Haus-Verzehr nehme immer mehr zu. "Ein erfolgreicher Bäcker muss heute erheblich vielseitiger sein", sagte Kleinbauer.

Viele Bäckereien nähmen Geld in die Hand, um den Betrieb zu modernisieren oder um ein Café zu erweitern. Auch dies trage dazu bei, neue Kunden an sich zu binden sowie die Verweildauer im Geschäft zu erhöhen. Jedoch werde es immer schwerer, einen Bankkredit zu bekommen. "Deshalb können mögliche Nachfolger häufig einen Betrieb nicht übernehmen, weil hohe Investitionen notwendig wären", sagte Kleinbauer.

Die Zahl der Bäckereibetriebe an der Saar ist seit den 80er Jahren stark zurückgegangen: von 768 im Jahr 1980 auf heute noch 218. Den verbliebenen Betrieben räumt der Landesinnungsmeister aber insgesamt gute Chancen ein, sich mit Kreativität und neuen Angeboten zu behaupten. Ein gutes, hochwertiges Brot herzustellen, sei nach wie vor eine Kunst. Sie droht aber dadurch verloren zu gehen, dass immer mehr Discounter mit Backautomaten und Niedrigpreisen in Filialen locken. "Die Discounter machen die Wertigkeit des Brotes kaputt", kritisierte Kleinbauer. Deren Ware sei nicht zu vergleichen mit handwerklich hergestellten Brot- und Brötchensorten aus der Backstube. Auch immer mehr Tankstellen böten Backwaren an mit der Werbung "Bäckerbrötchen". Die seien jedoch nicht vom Bäcker hergestellt, ärgert sich der Landesinnungsmeister.

282 Auszubildende erlernen an der Saar das Bäckerhandwerk, davon 88 als Bäcker und 194 als Verkäufer. Die Landesinnung würde gerne auch Flüchtlingen die Chance bieten, der Beruf kennenzulernen, etwa durch Praktika oder Schnuppertage. Dies müsse aber der Staat ermöglichen.

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