„Brotbäckchen“-Pleite beschäftigt Strafrichter

Saarbrücken/Völklingen · Auf etwa eine Million Euro wird der Schaden beziffert, den der Ex-Chef der Bäckerei-Kette „Brotbäckchen“ verursachte. Jetzt wurde Anklage wegen Insolvenzverschleppung, Bankrott und Untreue erhoben.

 Zehn Filialen betrieb die Bäckereikette „Brotbäckchen“ bis zur Insolvenz im April 2013. Foto: Becker & Bredel

Zehn Filialen betrieb die Bäckereikette „Brotbäckchen“ bis zur Insolvenz im April 2013. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Erste Erfahrungen mit dem Justizvollzug hat Bäckermeister W. (50) hinter sich. Weil er gegen Auflagen verstoßen hatte, musste er einen Teil der Haftstrafe verbüßen, zu der ihn 2010 das Amtsgericht Kaiserslautern verurteilt hatte. Der Vorwurf: Inverkehrbringen verdorbener Lebensmittel. Demnächst wird der Ex-Chef der früheren Völklinger Bäckerei-Kette "Brotbäckchen" und weiterer Firmen sich wieder vor Gericht verantworten müssen. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat gegen ihn Anklage zur großen Wirtschaftsstrafkammer beim Landgericht erhoben. Die Vorwürfe: Insolvenzverschleppung und Bankrott in drei Fällen, Veruntreuen von Arbeitnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung in 66 Fällen, Betrug und Untreue. Ein 65-jähriger Saarbrücker, der von dem Bäcker teilweise als Strohmann vorgeschoben wurde, soll neben ihm auf der Anklagebank Platz nehmen.

Auf rund eine Million Euro wird der Schaden geschätzt, den Bäcker W. mit seinen Geschäftsmethoden verursacht hat. Er war auch Geschäftsführer einer insolventen Riegelsberger Bäckerei und einer Saarbrücker Firma für Backwarenverkauf. So blieben etwa 100 Gläubiger der "Brotbäckchen"-Kette auf Forderungen von mehr als 700 000 Euro sitzen. Dies bestätigte Pressestaatsanwalt Christoph Rebmann auf Anfrage unserer Zeitung. Der Fall um die Bäckerei-Kette, die zeitweise 60 Mitarbeiter in zehn Filialen beschäftigte, hatte im Frühjahr 2013 für großen Wirbel gesorgt. Die Gewerkschaft NGG schlug Alarm, weil Löhne nicht oder verspätet gezahlt wurden. Mehrere Krankenversicherungen und Mitarbeiter versuchten ihr Geld durch Vollstreckungen beizutreiben. Ex-Geschäftsführer W. stellte am 9. April 2013 Insolvenzantrag, nachdem Wochen zuvor bereits mehrere Krankenkassen entsprechende Schritte eingeleitet hatten. Nach Feststellungen der Staatsanwaltschaft war "Brotbäckchen" im April 2013 seit mindestens einem halben Jahr zahlungsunfähig und überschuldet. Bereits im August 2012 kam es, so SZ-Informationen, zu Kontopfändungen. Die Sparkasse Völklingen kündigte später das Geschäftsverhältnis. Der Steuerberater legte das Mandat nieder, weil er kein Honorar bekam. Der angeklagte Ex-Geschäftsführer finanzierte sich aber noch über eine Firmenkreditkarte, private Ausgaben in Höhe von 17 500 Euro.

Die Geschäfte der insolventen "Brotbäckchen GmbH" führte ab Mai 2013 für einige Monate die Auffanggesellschaft "Panadoro" weiter. Deren Geschäftsführer H. war nach Meinung der Staatsanwaltschaft ein Strohmann von Bäcker W., der als Betriebsleiter fungierte. Im Januar 2014 ging auch "Panadoro" in Insolvenz. Zu diesem Zeitpunkt war die GmbH bereits seit mindestens sechs Monaten zahlungsunfähig und überschuldet. Zu den geprellten Gläubigern mit Forderungen von rund 150 000 Euro zählte auch der "Brotbäckchen"-Insolvenzverwalter.

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