"Bringen Sie dieses Schiff auf Kurs"
München. Siemens hat nach einem durchwachsenen Start ins neue Geschäftsjahr den Unmut der Aktionäre zu spüren bekommen. Die von manchen Anlegern erwartete scharfe Abrechnung mit Konzernchef Peter Löscher und seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Cromme blieb gestern auf der Hauptversammlung in München jedoch aus. Cromme und Löscher verteidigten ihren Kurs
München. Siemens hat nach einem durchwachsenen Start ins neue Geschäftsjahr den Unmut der Aktionäre zu spüren bekommen. Die von manchen Anlegern erwartete scharfe Abrechnung mit Konzernchef Peter Löscher und seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Cromme blieb gestern auf der Hauptversammlung in München jedoch aus. Cromme und Löscher verteidigten ihren Kurs.In das neue Geschäftsjahr 2012/13 ist Siemens mit einem Gewinnrückgang gestartet. "Auch für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir von der Weltwirtschaft keinen Rückenwind", sagte Löscher. . Siemens richte seine volle Aufmerksamkeit auf das Sparprogramm, mit dem der Konzern nächstes Jahr beim Profit wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz kommen will. Siemens will bis 2014 sechs Milliarden Euro einsparen und tausende Stellen streichen.
Cromme stärkte Löscher angesichts der öffentlichen scharfen Kritik der letzten Monate den Rücken. So sei das umfassende Sparprogramm notwendig. "Wir lassen uns nicht vom Kurs abbringen, auch wenn manche Medien diesen hinterfragen und teilweise versuchen, Uneinigkeiten in Vorstand und Aufsichtsrat zu konstruieren, wo keine sind", sagte Cromme.
Aktionärsschützer und die Fondsmanager von Deutscher Bank, Sparkassen und Volksbanken stellten Löscher ein schwaches Zwischenzeugnis aus - aber der Ruf nach einer Ablösung war nicht zu hören. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sagte: "Bringen Sie dieses Schiff auf Kurs, Sie müssen jetzt liefern!" In der Fußball-Champions-League hätte Siemens "mit den zuletzt gezeigten Leistungen nicht einmal die Gruppenphase überstanden" sagte DWS-Fondsmanager Henning Gebhardt.
Im ersten Quartal des Siemens-Geschäftsjahres von Oktober bis Dezember fiel der Gewinn um zwölf Prozent auf 1,21 Milliarden Euro. Der Umsatz legte dank eines noch guten Auftragspolsters leicht auf 18,1 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zu. Erneut drückten Sonderbelastungen das Ergebnis: Die verspätete Auslieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn kostete Siemens 116 Millionen Euro, bei der Solarsparte fielen wegen weiterer Abschreibungen sogar 150 Millionen Euro Verlust an.
Hoch profitabel lief das Geschäft mit Gasturbinen sowie in der Medizintechnik. Diese beiden Zweige allein machten jeweils gut eine halbe Milliarde Euro Gewinn. Das Industriegeschäft litt dagegen darunter, dass viele Firmen Investitionen auf Eis gelegt haben. dpa
Hintergrund
Auf der Hauptversammlung von Siemens sollte gestern Abend über die Abspaltung der Lichtsparte und die Ausgabe von gut 80 Prozent der Osram-Aktien an die Siemens-Anteilseigner abgestimmt werden. Falls mindestens drei Viertel dafür votieren, bekommen die Aktionäre für je zehn Siemens-Aktien ein Osram-Papier. Osram hat in Deutschland 10 000 Mitarbeiter und weitere 29 000 in Asien und Südamerika. Bis Redaktionsschluss lag kein Abstimmungsergebnis vor. dpa