Boris Kleint und sein Freund Kandinsky

Düsseldorf. Boris Kleint war nicht nur einer der bedeutendsten Vertreter des Konstruktivismus, er war auch einer der wenigen deutschen. Trotzdem ist der ehemalige Saarbrücker Kunstprofessor bis heute leider nur Kennern ein Begriff.Nach einem Psychologiestudium in Frankfurt zog der gebürtige Elsässer 1931 nach Berlin und studierte Malerei bei Bauhausmeister Johannes Itten

Düsseldorf. Boris Kleint war nicht nur einer der bedeutendsten Vertreter des Konstruktivismus, er war auch einer der wenigen deutschen. Trotzdem ist der ehemalige Saarbrücker Kunstprofessor bis heute leider nur Kennern ein Begriff.Nach einem Psychologiestudium in Frankfurt zog der gebürtige Elsässer 1931 nach Berlin und studierte Malerei bei Bauhausmeister Johannes Itten. Dort begegnete er auch Wassily Kandinsky. Aufgrund der politischen Verhältnisse in Deutschland emigrierte Kleint 1936 nach Luxemburg, pflegte aber rege Briefwechsel mit Itten und Kandinsky, den er 1941 und 1942 auch in Paris besuchte. In der Luxemburger Zeit verschrieb sich Kleint begeistert dem rationalen Ansatz des Konstruktivismus und entwickelte ein geometrisch-konkretes Formenvokabular.

Nach dem Krieg kam Kleint ins Saarland. 1946 wurde er an die neue Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken berufen. Er baute die Schule mit auf und wurde zum begeisterten und begeisternden Lehrer. In den 50er Jahren löste er sich von den starren Bildkonstruktionen und wendete sich dem Informel zu. Durch intuitives und spontanes Malen erschuf Kleint in einem gestischen Malakt organische Formen. Sein Spätwerk ist von "plastischen Bildern" geprägt. Mit Materialien wie Nägeln und Leisten spürte Kleint dem Bildraum nach, seine Bilder wuchsen in die dritte Dimension. Die Farbe blieb dabei bedeutender Bildgegenstand.

Aus dem Konvolut von etwa 200 konstruktivistischen Meisterwerken zeigt die Galerie Weick nun 17 Gemälde aus der Zeit von 1938 bis 1945. Ergänzt wird die Ausstellung durch fünf Grafiken von Kandinsky. Deutlich zeigen Kleints Bilder den großen Einfluss seiner Mentoren. Von Itten und Kandinsky übernahm er die Farbentheorien und entwickelte sie weiter. Kandinsky war es auch, der Kleint zum Konstruktivismus geführt hatte, aber der Wahlsaarländer erarbeitete sich seinen eigenen Stil. Seine Arbeiten wirken plastischer als die Kandinskys, weil Kleint mit Formen und Farben und deren Raumwirkung experimentierte. Sie sind auch dynamischer. Trotz geometrischer Strenge taucht immer wieder Gegenständliches auf. Neben einigen kleineren Werken zeigt die Galerie auch die großformatigen Hauptwerke "Plastische Windung" und "Drei Säulen". gue

Bis 3. November in der Galerie Weick, Mannesmannufer 7, Düsseldorf. Di-Fr: 14- 18 Uhr; Sa: 11-15 Uhr.

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