Bonjour Tristesse: Institut Français verwaist

Saarbrücken · Sie will bleiben, jeder will sie behalten. Und doch verlässt Valérie Deshoulières, Leiterin des Institut Français, das Saarland. Grund ist der deutsch-französische Staatsvertrag – und das Sparen an der Uni.

Sie wolle das Institut Français (IF) in der Villa Europa öffnen und beleben, zu einem Ort der Begegnung machen, erklärte Valérie Deshoulières der SZ vor sechs Jahren. Die Französin trat damals in Saarbrücken ein doppeltes Amt ein: Als Leiterin des Französischen Instituts ist sie zugleich auch Professorin für französische Literaturwissenschaft an der Saar-Uni (UdS). Ihr Ziel hat sie erfüllt: In der stillen Villa auf dem Rotenbühl trafen sich Jung und Alt zu Konzerten mit Klassik oder auch Jazz, zu Vorträgen über das französische kulturelle Erbe von Geigenbau bis zum Gobelin. Vor allem aber zu Lesungen. Deshoulières, die selbst Romane schreibt, pflegt Kontakte zu französischen Intellektuellen, Autoren und Philosophen. Die brachte sie auch mit ihren Studierenden an der Universität zusammen, die sie mit Schreibwerkstätten wiederum zur eigenen literarischen Produktion und Publikation ermunterte.

Auch ins städtische Kulturleben brachte sie sich ein, vermittelte für Festivals aktuelle französische Künstler. Und schlug so eine Brücke zwischen Uni, Institut Français und der Stadt Saarbrücken. Egal, wo man sich umhört, bei ihren Kollegen und Studenten an der Uni, den französischen Vereinigungen, nicht-französischen Akteuren aus Politik und Wirtschaft - überall ist man voll des Lobes über die umtriebige Kulturvermittlerin.

Dass sie jetzt geht, will eigentlich niemand, auch Deshoulières nicht. Grund aber ist der deutsch-französische Staatsvertrag, auf dem ihre Doppelstelle aus Professur und IF-Leitung beruht. Er sieht vor, dass die Professur auf sechs Jahre befristet ist. Dem nicht genug, bleiben sowohl die IF-Leitung als auch die Professur ab Oktober für ein Semester verweist. Die Doppelstelle ist erst für April wieder ausgeschrieben.

Deshoulières erklärt, sie werde sich wieder bewerben. Um nicht auf der Straße zu stehen, hat sie sich inzwischen um eine Professur an einer Uni mit Sorbonne-Kooperation in Paris beworben. Erfolgreich. Die Stelle sei unbefristet, sagt sie. Ob sie wirklich wieder kommt, für einen weiteren nur befristeten Vertrag? Auch die Staatskanzlei, so hört man, sähe sie gern weiter in diesem Amt. Kein Wunder, denn Professoren mit Kulturmanagement-Qualitäten sind rar.

Auch Ralf Bogner, Dekan der Philosophischen Fakultät an der UdS, schätzt Deshoulières, wie er sagt. Doch an der Befristung, von der er bei Professuren generell nichts hält, könne man nichts ändern. Das könne nur die Politik, die den Staatsvertrag geschlossen hat. Auch könne man nicht einfach verlängern, Deshoulières müsse sich erneut bewerben, sagt Bogner: "Es ist juristisch schwierig." Auch die Karenzzeit von einem Semester sei nicht zu vermeiden. "Sie beruht auf einem Beschluss des Präsidiums der Universität, wonach jede freiwerdende Professur für ein halbes Jahr nicht wiederbesetzt werden darf", erklärt der Dekan. Die Uni muss sparen.

Die Staatskanzlei hat sich gestern noch nicht geäußert, ob sie an einer der Stellschrauben drehen kann. Es scheint, dass kommt, was niemand will: Man muss eine gute Kraft ziehen lassen, weil man nicht vorgebaut hat.

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