Boni für Bankmanager werden gestutzt

Brüssel. Die Zeit für millionenschwere Sonderzahlungen an Europas Bank-Manager geht zu Ende. Wenige Wochen vor dem G20-Treffen in Pittsburgh zeichnet sich eine gemeinsame Linie der 27 EU-Mitgliedstaaten ab

Brüssel. Die Zeit für millionenschwere Sonderzahlungen an Europas Bank-Manager geht zu Ende. Wenige Wochen vor dem G20-Treffen in Pittsburgh zeichnet sich eine gemeinsame Linie der 27 EU-Mitgliedstaaten ab. In einem gemeinsamen Brief an ihre europäischen Regierungskollegen sprachen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy gestern Abend dafür aus, die "Bonus-Kultur" abzustellen. Großbritannien, das stets um seinen wichtigen Finanzplatz London fürchtet, stellte anfängliche Skepsis zurück. "Es gab eine leidenschaftliche Diskussion, aber mit wenig Streit", sagte Bundesfinanzstaatssekretär Jörg Asmussen, der Finanzminister Peer Steinbrück vertrat. Frankreichs Ressortchefin Christine Lagarde sagte, London sei entschlossen, alle Fragen der variablen Managerbezahlung zu diskutieren. Zuvor hatte sich bereits bei einem informellen Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel eine breite Mehrheit für die Vorschläge der Kommission abgezeichnet. Demnach soll zwar auf EU-weite Obergrenzen verzichtet werden. Ein unabhängiges Gremium wird aber prüfen, ob Festgehalt und Sonderleistungen in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen und die Bezahlung auch "leistungsgerecht" ist. Dazu gehört auch die Forderung, dass Manager auf ihre erfolgsabhängigen Boni auch nachträglich verzichten müssen, falls sich übergroße Verluste oder Risiken herausstellen. "Die Bonus-Kultur muss beim Weltfinanzgipfel abgestellt werden", sagte der schwedische Finanzminister Anders Borg in Brüssel. "Die Banker feiern Partys als wäre es 1999 - es ist aber 2009", erklärte Borg als amtierender EU-Ratsvorsitzender des Ministerrates. Nach Informationen unserer Zeitung wollen die 27 Staats- und Regierungschefs der Gemeinschaft bei einem Sondergipfel am 17. September eine gemeinsame Linie abstimmen und dabei auch für die europäischen Vorschläge weltweit werben. Die künftige Regelung solle allerdings so gefasst werden, dass ein Spielraum für nationale Sonderwege bleibt. Vor allem Sarkozy pocht darauf, die Verantwortlichkeit von Berufsspekulanten zu erhöhen und sie am Risiko ihrer Entscheidungen zu beteiligen. Innerhalb der EU drängen neben Merkel und Sarkozy auch die Regierungen der Niederlande und Belgiens auf mehr Kontrolle auf dem internationalen Finanzmarkt. Gleichzeitig vereinbarten die Etatchefs der Union, die Mittel für den Internationalen Währungsfonds (IWF) von derzeit 75 Milliarden Euro auf 125 Milliarden aufzustocken. Der IWF unterstützt Regierungen, deren Länder durch die Folgen der weltweiten Krise in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, knüpft daran aber strikte Bedingungen wie die Konsolidierung der Staatshaushalte. dr/dpa

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