Börsen im Sog des Billiggeldes

Frankfurt · Das Geld ist billig, die Zinsen mau. Das treibt die Börsen an. Ganz spurlos sind die Krisen des vergangenen Jahres allerdings auch nicht an Dax & Co vorbeigegangen. Und 2015 dürfte es auch turbulent weitergehen.

Ukraine-Konflikt, Konjunktursorgen, Rubel-Absturz, IS-Terror und politische Turbulenzen in Griechenland: Das Börsenjahr 2014 war nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Es ging rasant auf und ab an den Aktienmärkten. Zwar sorgte die Billiggeldschwemme großer Notenbanken immer wieder für Beruhigung, doch für ein Kursfeuerwerk zum Jahresende reichte es nicht. Der Dax schloss das Börsenjahr mit einem mageren Gewinn von 2,65 Prozent bei 9805,55 Punkten - nichts, verglichen mit dem 25-prozentigen Anstieg im Vorjahr.

Erneut war die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) und anderer Notenbanken der entscheidende Treibstoff für die Börsen. Mit Zinsen nahe Null und dem Ankauf von Wertpapieren kommt die Wirtschaft zu Massen billigen Geldes. Doch wohin damit? Die Niedrigzinsen nagen nicht nur an den Ersparnissen der Kleinanleger, sie bringen auch Großinvestoren in Schwierigkeiten. Denn Unternehmens- oder Staatsanleihen werfen ebenfalls kaum noch etwas ab. Das treibt viele Anleger in die als riskanter geltende Investition Aktien.

Erstmals in seiner Geschichte knackte der deutsche Leitindex Dax im Juni die Marke von 10 000 Punkten. Später sorgten Wolken am Konjunkturhimmel und internationale Krisen, insbesondere der Konflikt mit Russland um die Ukraine zeitweise für einen kräftigen Stimmungsknick. Mitte Oktober rutschte das wichtigste deutsche Börsenbarometer auf 8571 Punkte ab.

Zum Jahresende ging es wieder aufwärts. Der Leitindex erreichte Anfang Dezember mit 10 093,03 Punkten im Handelsverlauf zeitweise den höchsten Stand in seiner Geschichte - nicht zuletzt, weil EZB-Chef Mario Draghi abermals bekräftigte, notfalls noch mehr Geld in die Märkte zu pumpen.

Kapitalmarktexperten großer Banken erwarten nach einer Umfrage des "Handelsblatts" weiter steigende Kurse. Im Durchschnitt gehen die 35 Befragten davon aus, dass der Dax 2015 auf 10 706 Zähler steigt, das wäre ein Plus von 8,2 Prozent. Zu den Optimisten zählt die Deutsche Bank mit ihrer Schätzung von 11 500 Punkten. Deutlich pessimistischer ist die DZ Bank mit 9500 Punkten.

Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank traut dem Dax im Laufe des Jahres dagegen durchaus die Marke von 11 000 Punkten zu, auch weil die US-Wirtschaft - die größte Volkswirtschaft der Welt - wieder in Schwung gekommen ist. "Aber wir werden uns an massive Schwankungen am Aktienmarkt gewöhnen müssen", sagt er.

Mit Sorge blicken Börsianer vor allem nach Griechenland. Sie befürchten nach den vorgezogenen Neuwahlen im Januar einen Rückfall des angeschlagenen Euro-Landes in alte Krisenzeiten. Für Erleichterung sorgte dagegen jüngst die Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen . Die Federal Reserve stellte im Oktober zwar ihre milliardenschweren Anleihekäufe ein. Doch die erste Zinsanhebung seit der Finanzkrise dürfte in den USA noch etwas auf sich warten lassen.

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