Börsen feiern US-Rettungsaktion

Frankfurt. Der Deutsche Aktienmarkt hat mit einem deutlichen Plus auf die Verstaatlichung der beiden notleidenden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac reagiert. Bis Mittag stieg der deutsche Leitindex um rund 3,5 Prozent auf einen Höchststand von 6356 Punkten, sackte zum Abend allerdings wieder leicht ab und schloss mit einem Plus von 2,2 Prozent bei 6263 Punkten

Frankfurt. Der Deutsche Aktienmarkt hat mit einem deutlichen Plus auf die Verstaatlichung der beiden notleidenden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac reagiert. Bis Mittag stieg der deutsche Leitindex um rund 3,5 Prozent auf einen Höchststand von 6356 Punkten, sackte zum Abend allerdings wieder leicht ab und schloss mit einem Plus von 2,2 Prozent bei 6263 Punkten. Besonders Finanztitel wie die Deutsche Bank, die Allianz und die Commerzbank hatten von der Nachricht profitiert. Auch auf andere Börsen in Europa und in Asien hat sich die Übernahme der Kontrolle in den angeschlagenen Hypothekenbanken Freddie Mac und Fannie Mae durch die US-Regierung positiv ausgewirkt.US-Finanzminister Henry Paulson hatte am Wochenende einen Notfallplan bekannt gegeben, mit dem die US-Regierung vorübergehend die zwei wichtigsten Baufinanzierer verstaatlicht, und deren bisherigen Führungsspitzen nach einer Übergangsperiode entlässt. Damit solle ein Kollaps des Kreditmarktes verhindert werden, begründete Paulson die Entscheidung. Der Finanzminister bezeichnete den Schritt als " beste Maßnahme zum Schutz unserer Märkte und der Steuerzahler". Bei dem Rettungsplan handelt es sich um eine der größten Eingriffe der Regierung in die Wirtschaft seit der großen Depression in den USA. Grundsätzlich sieht der Plan vor, den beiden Instituten eine finanzielle Unterstützung von jeweils 100 Milliarden Dollar zu gewähren. Dadurch ist ein möglicher Bankrott der beiden Institute ausgeschlossen. Der Internationale Währungsfonds begrüßte die Entscheidung: "Diese Maßnahme wird die Kredit- und Immobilienmärkte stützen", sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn. Die Kursrally sehen Börsenexperten jedoch kritisch. "Die US-Regierung und die Fed verschaffen sich nur etwas Zeit, da die zugrundeliegenden strukturellen Probleme nicht gelöst werden", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Frankfurt Finanz gestern dem Handelsblatt. "Unmittelbar nach der Präsidentenwahl werden keine schwierigen Entscheidungen getroffen, so dass eine Lösung des anhaltenden Dilemmas auf frühestens Ende 2009 verschoben wird. Die Rally wird von kurzer Dauer sein." afp/red

HintergrundFannie Mae und Freddie Mac stehen hinter mehr als der Hälfte aller US-Hypotheken. Angesichts der Hypothekenkrise haben die beiden Unternehmen an der Börse binnen eines Jahres rund 90 Prozent ihres Werts verloren.Fannie Mae entstand in den 30er Jahren in den Nachwehen der Weltwirtschaftskrise: 1938 gründete die US-Regierung die Federal National Mortgage Association, die den Traum vom Eigenheim für Millionen wieder erreichbar machen sollte. Aus der Abkürzung FNMA machte der Volksmund schnell Fannie Mae. Der Finanzierer vergibt sowohl Kredite als auch Kreditgarantien. 1968 wurde Fannie Mae privatisiert.Freddie Mac, Fannie Maes "kleiner Bruder", war 1970 gegründet worden, um den Kreditmarkt mit gebündelten Hyppothekenkrediten auszubauen. dpa

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