Gesund leben Welche Ernährung hohen Blutdruck senkt
Saarbrücken · Bluthochdruck hat sich zu einer Volkskrankheit entwickelt. Salzarm zu essen, hilft dagegen. Noch wirksamer sind Gemüse, Obst, Nüsse und Vollkorn.
Als größten Risikofaktor für einen frühzeitigen Tod haben Forscher einen zu hohen Blutdruck identifiziert. Diese Erkrankung tötet im Jahr weltweit 9,4 Millionen Menschen. Mittlerweile arbeiten 3500 Wissenschaftler auf der ganzen Welt zusammen, um fortlaufend die neuesten Erkenntnisse über die Ursachen für Krankheiten und einen frühen Tod aufzulisten. In ihrer großen Studie von 2017 erklärten die Experten: „Wir halten es für alarmierend, dass mehr als die Hälfte der weltweit 56 Millionen Todesfälle im Jahr 2017 auf nur vier weitgehend vermeidbare Faktoren zurückging: hoher Blutdruck, Rauchen, hohe Blutzuckerwerte und Übergewicht.
Schleichende Schädigung Hoher Blutdruck verursacht keine Schmerzen, kann unbehandelt jedoch zu massiven Schäden an den Blutgefäßen führen. Er schädigt auch die kleinen Blutgefäße in Nieren und Augen. Zudem beschleunigt er andere Ursachen für eine frühe Sterblichkeit wie Herzversagen, Herzinfarkt, Schlaganfälle, Nierenversagen oder Aneurysmen, lebensgefährliche Ausdehnungen der Gefäße.
Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung leiden in Deutschland circa 20 Millionen Erwachsene unter Bluthochdruck. Vier Millionen Betroffene wissen nichts davon. Von den über 65-Jährigen haben fast zwei Drittel einen zu hohen Blutdruck, meldet das Robert-Koch-Institut, die Bundesbehörde zur Überwachung der Gesundheit in Deutschland.
Zu wenig Gemüse Die internationale Forschergruppe stieß bei ihrer Suche nach Zusammenhängen zwischen der Ernährung und Bluthochdruck auf zwei große Risiken: Wir konsumieren zu viel Salz und wir essen zu wenig Obst und Gemüse.
Salz ist für den menschlichen Körper lebenswichtig. Das im Salz (Natriumcarbonat) enthaltene Natrium ist wichtig, um das Blutvolumen im Körper aufrechtzuerhalten, Säure und Basen ins Gleichgewicht zu bringen, Nervenimpulse zu übertragen oder die Zellfunktion zu normalisieren, erklärt die Weltgesundheitsorganisation. Da Wasser das wichtigste Transport- und Lösungsmittel im Organismus darstellt, das zudem für die Wärmeregulation sorgt, regelt der gesunde Körper den Salzpegel im Blut sehr genau.
Ein dauerhaft hoher Natrium-Konsum kann jedoch zu einem erhöhten Blutdruck führen. Salz bindet Wasser, mehr Salz zieht mehr Wasser an, was den Blutdruck steigen lässt. Auch Arzneistoffe wie Cortison, Ibuprofen oder Diclofenac binden Wasser und erhöhen dadurch den Blutdruck.
Ständig zu viel Salz Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation konsumieren die meisten Menschen zu viel Salz: durchschnittlich neun bis zwölf Gramm pro Tag, etwa doppelt so viel wie die empfohlene Höchstmenge. Verarbeitete Lebensmittel sind besonders salzreich. Dazu zählen Fertiggerichte, Pizza, verarbeitetes Fleisch wie Wurst, Schinken und Salami, aber auch Käse oder salzige Snacks. Auch andere salzhaltige Lebensmittel wie Brot oder Würzsoßen konsumieren wir oft in größeren Mengen.
Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass eine Verringerung des Salzkonsums um einen halben Teelöffel täglich, was sich durch den weitgehenden Verzicht auf salzige Lebensmittel und das Nachsalzen beim Essen erreichen lässt, 22 Prozent aller Todesfälle durch Schlaganfälle und 16 Prozent aller tödlichen Herzinfarkte vermeiden könnte. Das wären mehr gerettete Leben als durch eine Behandlung von Bluthochdruck mit Medikamenten erreichbar ist.
Heilung ohne Medikamente Forscher der McMaster-Universität in Hamilton, Kanada, sind vor vier Jahren zu dem Ergebnis gekommen, eine hohe Salzzufuhr sei keineswegs für alle gefährlich, sondern nur für Menschen mit Bluthochdruck. Doch die meisten Experten gehen davon aus, dass der dauerhafte Verzehr gesalzener Nahrungsmittel im Laufe der Jahre zu einem schrittweisen Anstieg des Blutdrucks und schließlich zu Bluthochdruck führt.
In einer Studie am St Georges Hospitals der Universität London wurde ein Jahr lang untersucht, wie sich eine salzarme Ernährung auf 20 Patienten mit erhöhtem Blutdruck auswirkte. Tatsächlich sank bei verringerter Salzaufnahme der Blutdruck immer weiter. Die Forscher betonen, dass Patienten mit mäßig erhöhtem Blutdruck allein durch eine salzarme Kost geheilt werden könnten. Medikamente seien nicht erforderlich.
Das Salz in der Suppe In einer weiteren Studie an der Universität London wurde überprüft, ob sich salzhaltige Pillen anders auf den Blutdruck auswirken als ein Placebo. 23 Frauen und 24 Männer im Alter von 60 bis 78 Jahren nahmen daran teil. Einige hatten normalen, die anderen erhöhten Blutdruck. Keiner wusste, ob er die Pillen oder das Placebo zu schlucken bekam. Die Placebo-Gruppe konsumierte insgesamt rund fünf Gramm Salz am Tag, die Pillen-Gruppe zehn Gramm.
Nur die salzhaltigen Pillen führten zu einem erhöhten Blutdruck. Je mehr Salz die Patienten unbemerkt bekamen, desto höher stieg ihr Blutdruck. „Eine bescheidene Reduzierung der Salzaufnahme führt zu einem Abfall des Blutdrucks sowohl bei älteren Menschen, die für Salz normalempfindlich sind, als auch bei denen, die empfindlich auf Salz reagieren“, berichten die Forscher.
Die Universität London lud sogar Freiwillige mit normalem Blutdruck zum Suppe-Essen ein. Es gab Suppen ohne zusätzliches Salz und Suppen, in die sechs Gramm Salz eingerührt waren. Diese Menge an Salz entspricht der durchschnittlichen Menge in einer westlichen Mahlzeit. Nur nach dem Verzehr der gesalzenen Suppe stieg der Blutdruck der Gäste innerhalb der nächsten drei Stunden immer mehr an.
Der Blutdruck sinkt Forscher der Uni London analysierten 34 hochwertige Studien zur Wirkung von Salz auf den Blutdruck mit zusammen 3230 Teilnehmern. „Schon eine geringfügige Reduzierung der Salzzufuhr über einen Zeitraum von vier oder mehr Wochen führt zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks, unabhängig von Geschlecht und ethnischer Gruppe und unabhängig davon, ob Menschen normal oder sensibel auf Salz reagieren“, schreiben die Wissenschaftler. Eine stärkere Verringerung der Salzaufnahme führe zu einem stärkeren Abfall des Blutdrucks.
Würden die derzeitigen Empfehlungen umgesetzt, die Salzaufnahme von sechs bis zwölf Gramm am Tag auf fünf bis sechs Gramm zu reduzieren, würde sich das erheblich auf den Blutdruck auswirken. „Eine weitere Reduzierung auf drei Gramm täglich würde sich jedoch noch stärker auswirken und sollte zum langfristigen Ziel werden“, betonen die Forscher.
Die richtige Dosis Weniger als drei Gramm sollten es aber nicht sein, denn auch eine zu geringe Salzzufuhr erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterblichkeit. Forscher der kanadischen McMaster-Universität erklären, dass gelte für gesunde Menschen ebenso wie für Hochdruck-Patienten. Diesen Zusammenhang haben auch Forscher der Universität Leuwen in Belgien und der Emory-Universität in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia nachgewiesen.
Je weniger Salz im Blut vorhanden ist, umso niedriger ist der Flüssigkeitsanteil. Denn unter anderem fließt vermehrt Wasser aus dem Blut in die Zellen, um dort die höhere Salz-Konzentration auszugleichen. Auch das schadet dem Herz-Kreislauf-System.