Glosse Bloß nicht brüderlich

Ist die Nationalhymne für Frauen schon eine Belästigung? Möglicherweise. Und zwar nicht etwa, weil sie dabei falsche Töne hören (längst überfällige Kampagne: #MeTon). Sondern wegen des Textes. So hat die Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums, Kristin Rose-Möhring, hier Änderungen vorgeschlagen, um die männliche Dominanz zu beenden: Aus „Vaterland“ soll „Heimatland“ werden, aus „brüderlich mit Herz und Hand“ dann „couragiert mit Herz und Hand“. Letzteres wirkt aber auch frauenfeindlich. Denn warum wird „brüderlich“ mit „couragiert“ übersetzt? Dass Männer und Mut oft wenig miteinander zu tun haben, zeigt sich derzeit schon an ihrer Angst vor Grippe-Ansteckung.

Aber natürlich sollten die Änderungen weitergehen. Verweist doch „Einigkeit“ auf eine unzureichend ausgeprägte Streitkultur. Und „des Glückes Unterpfand“ deutet fragwürdige Verleihgeschäfte an. Na gut, vom ursprünglichen Text bliebe dann fast nichts mehr übrig. Aber der Dichter Hoffmann von Fallersleben müsste sich deswegen nicht im Grabe umdrehen. Denn in der feministisch korrekten Fassung hieße er längst „Hoff-Frau von Fallersfemen“.

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