Bloß kein zweites Mainz

Berlin/Saarbrücken · Die Deutsche Bahn reagiert auf Personalengpässe und will im kommenden Jahr 1700 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Darauf haben sich Personalchefs und Betriebsräte geeinigt. Anlass für eine Überarbeitung der Personalplanung war das Stellwerksdebakel von Mainz.

Eine Blamage wie im Mainzer Stellwerk soll sich nicht wiederholen - das ist allen Beteiligten klar, sei es im Management der Deutschen Bahn oder bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Deshalb stellt die Bahn im kommenden Jahr 1700 Mitarbeiter zusätzlich ein. Das kündigte Personalvorstand Ulrich Weber am Montag in Berlin an. 1250 Beschäftigte sollen dauerhaft bei dem Unternehmen bleiben, die übrigen 450 zunächst befristet eingestellt werden. In Mainz fehlten im vergangenen Sommer zu viele Fahrdienstleiter. Die Folge: Viele Züge im Regional- und Fernverkehr durften den Mainzer Hauptbahnhof nicht mehr anfahren oder mussten ganz gestrichen werden.

Mitte August vereinbarte die Bahnspitze mit der EVG und dem Konzernbetriebsrat, in allen 330 Betrieben die Personalplanung fürs kommende Jahr gründlich unter die Lupe zu nehmen. Und angesichts des Drucks von außen und innen wurden sich beide Seiten einig. In mehr als 90 Prozent aller Betriebe habe man sich auf den Personalbedarf des Jahres 2014 verständigt. Gerade im Bereich Infrastruktur, wozu die Stellwerke gehören, werden kräftig Stellen aufgebaut.

Von den 1700 neuen Mitarbeitern werden nach Angaben Webers rund tausend in der Infrastruktur beschäftigt, 400 davon in den Stellwerken, 400 bei der Instandhaltung. Auch rund 200 Lokführer seien zusätzlich eingeplant. Die Operation kostet die Bahn 50 Millionen Euro jährlich, wie Bahn-Personalvorstand Weber sagte. Geld, das nötig sei, "um einen reibungslosen Eisenbahnverkehr zu gewährleisten". Weber fügte hinzu, bereits in diesem Jahr würden 860 Fahrdienstleiter eingestellt, 400 mehr als zuvor geplant. Bereits in diesem Jahr habe die Bahn 8500 Mitarbeiter eingestellt, sagte Weber. Unterm Strich werde der Personalstamm 2013 um 2500 Kollegen erhöht. Es sind dann rund 200 000.

"Die bundesweit 1700 Mitarbeiter entsprechen im Saarland etwa 40 bis 50 Mitarbeitern, die in die Planung mit aufgenommen werden", sagte Ralf Damde, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im Saarland. "Die regionalen Auswirkungen betreffen alle Bereiche, beispielsweise Güterverkehr, Regionalverkehr oder die DB-Netz AG."

Die 450 neuen Angestellten mit befristeten Verträgen sollen vor allem helfen, Überstunden und Urlaubsansprüche des Stammpersonals abzubauen. Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Alexander Kirchner, erwartet, dass auch diese Beschäftigten später bei der Bahn bleiben. "Denn der Abbau von Mehrarbeit ist auch danach noch nötig", sagte Kirchner.

Die zweieinhalb Monate, in denen die Personalplanung überprüft wurde, hätten sich gelohnt. "Wir sind noch lange nicht am Ende, aber in der richtigen Richtung", sagte Kirchner zu der Verständigung mit der Bahnspitze. Dazu gehört auch eine tarifliche Vereinbarung, wonach Mehrarbeit langfristig auf Arbeitszeitkonten übertragen werden kann. Am 2. April 2014 soll bei einem weiteren Treffen eine Zwischenbilanz gezogen werden.

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