Blicke nach Brasilien

Homburg · Künstlerisches Kontrastprogramm zur Fußball-WM und Begleitung gleichermaßen: Die Homburger Galerie Beck zeigt als Gemeinschaftsausstellung Werke brasilianischer Künstler: bunt, schillernd und kritisch.

 Wenn man genau hinsieht, werden in Adriana Wolls Farbenspielen Figuren lebendig. Fotos: Galerie Beck

Wenn man genau hinsieht, werden in Adriana Wolls Farbenspielen Figuren lebendig. Fotos: Galerie Beck

 Ein Blick in die Homburger Ausstellungsräume.

Ein Blick in die Homburger Ausstellungsräume.

Just in diesen Tagen ist in der Homburger Galerie Beck eine Gemeinschaftsausstellung mit brasilianischen Künstlern zu sehen. Das passt, denn schließlich richten sich nicht nur die Blicke der Fußball-Fans derzeit in das ferne Land auf der anderen Seite der Erde. Auch über die Weltmeisterschaft hinaus ist einiges zu erfahren über die brasilianische Gesellschaft, über soziale Probleme und Unruhen - eben jene Themen, die in Adriana Wolls popartigen Werken verborgen sind. Wenn die in Sao Paulo geborene diplomierte Künstlerin auch schon seit 2004 in Saarbrücken lebt, so setzt sie sich doch weiterhin mit den Problemen ihres Landes auseinander. Ihre Werke sind bunt und bewegt - "wie das Leben in Brasilien" - und repräsentieren die sprichwörtliche brasilianische Lebensfreude. Andererseits aber sind den ornamentalen Linienschwüngen und den leuchtendenden Farben mehr oder weniger deutlich erkennbare Figuren und Formen eingeschrieben, die auf die mitunter harte Wirklichkeit ihrer Heimat anspielen. Uniformierte, bewaffnete Polizisten sind ebenso auszumachen wie nackte Kleinkinder, die oft Opfer von sexuellen Übergriffen werden.

Während Adriana Wolls Verweise erst bei intensiver Betrachtung zu erkennen sind, zeigt die in Kassel lebende brasilianische Künstlerin Monica Rizolli ganz offen das Leben in den Straßen und am Strand. Sie arbeitet figurativ und richtet ihren Blick auf das Wesentliche einer Szene. Details werden nur hervorgehoben, wenn sie der Verdeutlichung einer Thematik dienen, wie etwa die leere offene Tasche einer bäuchlings auf dem Boden liegenden jungen Frau.

Zu ihren kritischen, relativ kleinformatigen Gemälden gesellen sich die skizzenhaften Werke von Ronaldo de Carvalho. Sein Blick gilt den Protagonisten dieser Tage. So zeigt er skizzenartig eine Gruppe von WM-Teilnehmern in Schwarzweiß mit sparsam eingesetztem Kolorit und lässt in weiteren Arbeiten keinen Zweifel daran, dass der Fußball in seinem Heimatland ein großes Symbol der Hoffnung ist. Um dieses Thema geht es auch in den ausschnitthaften Zeichnungen von José de Quadros, die teilweise von Texten ergänzt werden. Einen Großteil der von ihm gezeigten Werke machen die mit Permanentmarker auf Plexiglas mit großer Perfektion gezeichneten Hochspannungsleitungen aus. Sie lenken den Blick nach oben auf die sichtbaren Spuren von Zivilisation und Chaos - auf eine der anderen Ansichten Brasiliens.

"Do outro lado da bola / Auf der anderen Seite der Kugel". Bis zum 31. August. Galerie Beck, Galerie Beck, Am Schwedenhof 4, Homburg, Mittwoch und Freitag 15-20 Uhr, Do open end, Sonntag 16 bis 18 Uhr.

www.galerie-monika-beck.de

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