Blick zurück nach vorn

Saarbrücken · In der Reihe „Early Birds“ stellen Studenten der Hochschule für Bildende Künste (HBK) seit 2011 bei dem Energie-Unternehmen Enovos SE aus. Die HBK-Galerie zeigt nun eine Auswahl der Arbeiten: magisch, verblüffend und surreal.

"Wir haben hier stille und laute Arbeiten", sagt Gabriele Langendorf an der Schwelle zur Ausstellung "Early Birds". Damit trifft die Rektorin der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK) den Kern. Tatsächlich herrscht in der lichtdurchfluteten Galerie eine angenehme Ruhe. Aber steht der Besucher im Raum, brüllen laute Gemälde auf ihn ein, und stille Zeichnungen summen vor sich hin, bis er auch sie schließlich entdeckt.

In der Saarbrücker Galerie der HBK stehen sich jeweils Arbeiten zweier Studenten so gegenüber, dass sie sich thematisch oder emphatisch ergänzen. Auch wenn einige Paarungen zunächst sehr gegensätzlich scheinen. Seit 2011 stellen HBK-Studenten unter dem Titel "Early Birds" jedes Semester Arbeiten im Verwaltungsgebäude der Enovos Deutschland SE aus. Das Interesse an Kunstförderung kam von dem Energie-Unternehmen, das Konzept entwickelten Malerei-Professorin Gabriele Langendorf und Eric Lanz, Professor für Video und künstlerische Fotografie.

Mit Tinte auf Papier hat Ki-Youn Kim ein filigranes Spiel aus Schatten, Blattwerk und Lichtstellen geschaffen. Daneben hängen die Naturfotografien von Achim Hartmann, der der stillen Magie von Pflanzen und Morgentau mit seinen Nahaufnahmen eine überdimensionierte Größe gibt. "Hier stehen sich Natur und Struktur gegenüber als Folge einer sehr kontemplativen Arbeitsweise", erklärt Langendorf. Experimentieren und Körpererfahrung stehen im Zentrum von Anne Gerhards' Arbeiten. Als Fotogramm hat die Studentin ihren Körper abgelichtet und überraschende Formen gefunden. Inkyung Choi untersucht, in welchem Zusammenspiel Mensch, Linien und Flächen stehen. Susanne Kocks wendet sich gegen die Gewöhnung ans Alltägliche, wenn sie ihr Objekt zeichnet, ohne auf das Blatt zu sehen. Die Fontäne im Deutsch-Französischen Garten erscheint völlig neu.

Gegenüber hängen detailreiche "Maschinenpläne" der menschlichen Sinnesorgane von Katharina Ritschi. Anatomie trifft dabei Steampunk. "Flüchtiger Moment und kontrollierte Details treten bei diesen Beiden in einen spannenden Dialog", so Langendorf.

Nach der Klarheit kommen die Verwirrspiele: Marthe Lumma überrascht mit ihren fotografischen Malerei-Stillleben ebenso wie die Fotocollagen von Julia Fritzges. Fritzges vereint Fotos aus ihrer Kinder-Stube mit Aufnahmen des heute verlassenen Elternhauses. Eine verunsichernde Collage. Cordula Sumalvico reißt Bildfragmente aus ihrem Kontext und löst in ihren großen Gemälden jede Eindeutigkeit auf. Surreale Bilder hat Shakti Paqué entstehen lassen, indem sie Dia-Montagen mit Gegenlicht abfotografierte. So kommt die Palme in die Winterlandschaft, so geraten Muschelsammler in die Badewanne. In einen Kasten können Besucher Dias aus ihrem Fundus einwerfen. So werden ihre Urlaubserlebnisse und Familienmomente vielleicht Teil der nächsten surrealistischen Täuschung von Paqué.

Diese Schau, als ausschnitthafte Rückschau auf die ersten fünf "Early Birds", bedeutet nicht das Ende der Reihe bei Enovos: Die nächste Ausstellung ist für Januar geplant.

Bis 6. Dezember.

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