Sturmtief Roxana Straßen gesperrt, Keller vollgelaufen, Bäume umgekippt – die Bilanz einer Unwetternacht im Saarland (mit Bilddokumentation)

Update | St. Wendel/Sulzbach/Mandelbachtal/Kleinblittersdorf/Blieskastel/Merzig · Bis in die Nacht auf Montag waren Polizei und Feuerwehr damit beschäftigt, die Folgen des Sturmtiefs zu beseitigen. Im gesamten Saarland stürzten Bäume um und wurden Keller geflutet. Besonders dramatische Bilder gibt es aus Kleinblittersdorf. Allerdings dementiert die Polizei Meldungen über Katastrophenalarm.

Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller: Sturmtief fegt über das Saarland
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Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller: Sturmtief fegt über das Saarland

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Foto: BeckerBredel

Zahlreiche umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller, gesperrte Straßen – wegen Sturmtief Roxana hat es ab Sonntagabend, 6. Januar, bis in die Nacht hinein im gesamten Saarland etliche Notrufe für Polizei und Feuerwehr gegeben. Ab 18 Uhr zählte die zentrale Leitstelle der Polizei in Saarbrücken an die 100 Einsätze, wie eine Sprecherin am frühen Montagmorgen auf SZ-Anfrage mitteilte. Allerdings soll es bei allen Zwischenfällen keine Verletzten gegeben haben. 

Unwetter im Saarland: Roxana sorgt in Kleinblittersdorf für Chaos

Am Montagvormittag registrierte die Polizei weitere drei Einsätze im Zusammenhang mit Regen und Sturm. Der Schwerpunkt lag nach Angaben von Stephan Laßotta im Saarpfalz-Kreis und Regionalverband Saarbrücken. Der Polizeisprecher dementierte Meldungen, wonach in Kleinblittersdorf Katastrophenalarm gegeben hätte. Lediglich die Sirene sei ausgelöst worden. Auch habe es Überschwemmungen gegeben. „Aber von einer Katastrophenmeldung, wie wir sie einschätzen, waren wir weit entfernt.“

DWD gibt Unwetterwarnung für das Saarland aus

Bereits am Sonntagmorgen hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine amtliche Warnung vor schweren Sturmböen herausgegeben.

Die Feuerwehren im Landkreis St. Wendel mussten zu einigen  Einsätzen ausrücken. Ein Überblick:

  • 13.02 Uhr: L307 (St. Wendel), Baum auf Fahrbahn
  • 13.07 Uhr: L134 (Oberthal), Baum auf Fahrbahn
  • 13.17 Uhr: Wurzelbacher Straße St. Wendel, Baum auf Fahrbahn
  • 14.17 Uhr: Paul-Gerhardt-Straße Niederkirchen, Baum auf Fahrbahn
  • 17.55 Uhr: L123 (Oberkirchen), Baum auf Fahrbahn
  • 18.19 Uhr: Königsberger Straße Urweiler, Keller unter Wasser
  • 18.43 Uhr: Ellenwieserweg Reitscheid, Wasser droht in Keller zu laufen
  • 19.53 Uhr: Kappesbord Wolfersweiler, Keller unter Wasser
  • 22.02 Uhr: In der Neuwies Marpingen-Berschweiler, brennender Baum in Stromleitung
  • 22.07 Uhr: B420 (Dörrenbach), Baum auf Fahrbahn
  • 22.28 Uhr: L134 (Selbach), Baum auf Fahrbahn
  • 22.54 Uhr: L148 (Primstal), Baum auf Fahrbahn
  • 6.05 Uhr: St. Wendel, Kelsweilerstraße, Baum auf Fahrbahn
  • 6.33 Uhr: Namborn, Lehmstraße, Keller unter Wasser

 „Der umgestürzte Baum in Niederkirchen riss im Fall eine Zuleitung zur Straßenlaterne nieder, sodass die Stadtwerke ebenfalls zur Einsatzstelle ausrückten und den Schaden beseitigen mussten“, teilte ein Sprecher der Feuerwehr St. Wendel mit. Verletzt wurde niemand.

Der in Berschweiler in einer Hochspannungsleitung gestürzte Baum sorgte für erheblichen Funkenflug. Als Feuerwehrleute eintrafen, rutschte der Baum ab und landete in einem Bach. Nach Angaben von Lukas Becker, Sprecher der Feuerwehr im Landkreis St. Wendel, sei die Stromversorgung durch den Zwischenfall nicht unterbrochen worden.

Sturmtief im Saarland: Sulzbach, Friedrichsthal und Altenwald als erste betroffen

Im Regionalverband Saarbrücken wurde nach den starken Regenfällen gegen 18.15 Uhr die rechte Fahrbahn und der Pannenstreifen auf der A 623 zwischen den Ausfahrten Sulzbach und Altenwald in Fahrtrichtung Friedrichsthal überschwemmt. Das teilte die Feuerwehr Sulzbach auf ihrer Facebook-Seite mit. Kräfte der Feuerwehr öffneten mehrere Kanaleinläufe und zogen die Schmutzfangkörbe. Danach konnte das Wasser wieder zügig ablaufen. Während der Maßnahmen musste der rechte Fahrbahnstreifen gesperrt werden.

Auch in Kleinblittersdorf und im Mandelbachtal kam es zu Einsätzen. Aufgrund der teils kräftigeren Niederschläge rechnet das Hochwassermeldezentrum im gesamten Saarland mit steigenden Flusspegeln. Örtlich seien leichtes Hochwasser und kleinere Ausuferungen möglich, hieß es am Sonntag.

Unwetter im Saarland: Zahlreiche Feuerwehr-Einsätze in Mandelbachtal und Blieskastel

Eine ganze Reihe an Feuerwehreinsätzen brachte das Unwetter am Sonntag mit sich, ein Schwerpunkt lag erneut in Gräfinthal. Dort hatten es die Menschen in den vergangenen Jahren   immer wieder mit Überflutungen zu tun, ausgelöst von Wassermassen, die über die Bubenrecher Klamm nach Gräfinthal flossen.

Und wie in den Vorjahren war der Rechen am Kanaleinlauf verlegt, das Wasser strömte über die Landstraße und über die Fußwege zu den Restaurants in Gräfinthal, die aber verschont blieben.

„Man lernt offensichtlich nichts dazu“, sagte ein Feuerwehrmann. Denn der Kanaleinlauf als mögliche Stau- und Gefahrenstelle bei starkem Regen sei erst saniert und dabei vergrößert worden.  Dennoch wurde die neue Straßenböschung  weggeschwemmt. Die Gemeinde Mandelbachtal schickte noch in der Nacht einen Bagger, um den Schachteinlauf zu reinigen.

Überflutungen gab es außerdem auf der Landstraße zwischen Ormesheim und Ommersheim. Wasser floss in zahlreiche Häuser in Mandelbachtal.

So war die Feuerwehr stundenlang gefordert, unter anderem im Ormesheimer Dichterviertel, wo Wasser von höher gelegenen Feldern und Wäldern ebenfalls die Kanäle überspülte und ins Wohngebiet floss.

Im Raum Blieskastel gab es ebenfalls mehrere Feuerwehreinsätze, hier wurden mehrere Keller überflutet.

Dramatische Hochwasser-Szenen in Kleinblittersdorf

Feuerwehrleute drückten sich gegen große Bretter, um das Wasser zu kanalisieren – Anwohner schleppten Sandsäcke an den oberen Teil der Scherbachstraße in Kleinblittersdorf – es herrscht Ausnahmezustand. In der Nacht zum Montag konnte durch großen Einsatz von Feuerwehrleuten und Anwohnern eine weitere Unwetterkatastrophe in Teilen von Kleinblittersdorf verhindert werden.

„Ich war gegen 23 Uhr noch vor Ort und habe mir die Situation angesehen. Es war trotz der starken Regenfälle alles ruhig“, sagt Sebastian Quinten, Löschbezirksführer der Feuerwehr in Kleinblittersdorf. Er war in der vergangenen Nacht der Einsatzleiter. Eine Stunde später gingen die Sirenen in Kleinblittersdorf. Mit einem Schlag kam plötzlich das Wasser vom Berg.

Alle Feuerwehren in der Gemeinde wurden alarmiert. Der Scherbach verwandelte sich in einen Fluss.  2018 war es genau in dieser Straße zur Unwetterkatastrophe gekommen. Massive Regenfälle sorgten dafür, dass viele Autos in der Scherbachstraße einfach den Berg heruntergespült wurden. Vorgärten wurden weggerissen, Keller und Wohnungen liefen voll Wasser. Die Straße wurde völlig zerstört.

Dieses Mal kam das Wasser mit etwas weniger Gewalt. „Das Wasser kam heute genau wie 2018 schon wieder ohne Ankündigung. Gott sei Dank konnten wir unsere Autos noch rechtzeitig wegfahren“, sagt ein Anwohner. Die Feuerwehr klingelte die Anwohner um Mitternacht aus ihren Betten, als das Wasser kam und empfahl ihnen, die Autos wegzufahren. Nicht alle haben es geschafft. „Ich habe mein Auto schon 2018 durch das Unwetter verloren und jetzt wurde es schon wieder weggespült“, so eine Anwohnerin.

In der Nacht zum Montag konnte die Kleinblittersdorfer Feuerwehr mit einem Einsatzfahrzeug bis zu dem Punkt zu fahren, an dem die Fluten des Scherbachs auf die Straße laufen. Die Einläufe in die Kanäle waren wie damals im Handumdrehen durch Geröll und Schlamm verstopft. „Es gibt im oberen Teil der Scherbachstraße zwei Einläufe in zwei Kanäle, die ohne Ausgang bis in die Saar laufen. Wir haben es geschafft, den Großteil des Wassers in diese zwei Einläufe zu leiten. Ich weiß nicht, was ansonsten passiert wäre“, so Sebastian Quinten weiter. Dennoch wurden erneut Bürgersteige unterspült, die ganze Straße war im Handumdrehen voller Geröll.

In Auersmacher war es am Ortseingang zu diesem Zeitpunkt ähnlich heftig. Der Tiefenbach schlängelt sich über hundert Meter durch den Wald, nahm wie 2018 ungeahnte Maße an und so konnte auch der für den Unwetterschutz eigens gebaute Einlauf vor der Kapellenstraße nur bedingt helfen. Der Einlauf war schnell mit Holz und Geröll zu, Wasser schoss über die Straße. „Ich war seit acht Uhr an der Stelle und konnte zunächst mit einem Rechnen den Einlauf freihalten. Als die Wassermassen kamen, ging es nur noch mit einem Bagger“, sagt Hans-Josef Niederländer, ein Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde Kleinblittersdorf, der insgesamt sechs Stunden an dem Einlauf arbeitete.

Trotz der starken Regenfälle am Sonntagnachmittag gab es bis Mitternacht nur wenig Probleme mit dem Wasser. Auf der B51 in Kleinblittersdorf war ein Einlauf verstopft, Wasser strömte über die Straßen. Das Gleiche ereignete sich auf der L105 in Bliesransbach. Insgesamt waren am Sonntagabend 40 Feuerwehrleute aus Kleinblittersdorf und Bliesransbach im Einsatz. Auch auf der B51 zwischen Auersmacher und Rilchingen-Hanweiler lagen größere Äste auf der Straße. Das Gleiche gilt für die L106 zwischen Sitterswald und Bliesransbach. Relativ harmlose Vorfälle, bevor das Wasser in der Nacht kam. „Es war nicht so schlimm wie 2018, aber wie soll das nun weiter gehen. Sollen wir ständig in Angst leben, wenn es mal stärker regnet“, so ein Anwohner in Kleinblittersdorf.

In Kleinblittersdorf und in Auersmacher liefen auch Keller und Wohnungen voller Wasser. Menschen wurden nicht verletzt. Die Gemeinde Kleinblittersdorf hat nach dem Unwetter von 2018 ein Gutachten erstellen lassen, um sich vor kommenden Unwettern schützen zu können. Es wurden Maßnahmen getroffen, die allerdings bei einem im Vergleich zu 2018 durchaus geringen Unwetter nicht richtig zu greifen scheinen.

Diese Straßensperrungen meldete die Polizei am Montagmorgen:

  • B 269 neu zwischen Linsler Hof und Überherrn
  • L 172 zwischen Gerlfangen und Oberleuken
  • L 136 Walpershofen
  • zwischen Dillsburg und Heusweiler
  • L 105 zwischen Mimbach und Breitfurt

Sturmtief Roxana: Baum stürzt in Merzig auf Auto

In Merzig-Büdingen stürzte um 23 Uhr am Sonntag ein Baum auf ein geparktes Auto. Nach Auskunft der Polizei sei aber auch hierbei niemand verletzt worden – wie überall im Saarland.

Bereits am Montagmorgen meldete die Hochwasserzentrale wieder sinkende Pegel an den meisten Flüssen und Bächen. Die Polizei rechnete deswegen mit einer weiteren Entspannung der Lage. Auch der abklingende Sturm ließ die Situation wieder normalisieren.

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