Über 80 Anrufe an einem Tag Schockanrufe überziehen Landkreis Merzig-Wadern – Täter erbeuten über 100 000 Euro

Merzig · Es nimmt kein Ende: Immer wieder suchen sich Betrüger ihre Opfer im Saarland und bedrängen sie am Telefon – bis diese schließlich viel Geld herausrücken. Erneut gelang es Unbekannten mit dieser Masche, meldet die Polizei. Darunter ist ein besonders schwerer Fall.

 Schockanrufe überziehen den Landkreis Merzig-Wadern. (Symbolbild)

Schockanrufe überziehen den Landkreis Merzig-Wadern. (Symbolbild)

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Immer wieder in der jüngsten Vergangenheit hat die Polizei von einer Flut von Schockanrufen berichtet, die das Saarland überzieht. Jetzt waren Unbekannte massiv an einem einzigen Tag am Werk. Besonders stark betroffen: der Landkreis Merzig-Wadern.

Demnach sollen allein am Donnerstag, 25. Mai, an die 80 solcher Telefonate angezeigt worden sein. Darauf entfielen gut die Hälfte auf den Kreis Merzig-Wadern. Das meldet Polizeisprecher Stephan Laßotta. Zumindest in einem Fall hatten die Betrüger einen unrühmlichen Erfolg. Eine Rentnerin fiel auf deren Masche herein und ist nun um viel Geld ärmer.

Dabei sollen die unbekannten Anrufer ihr erzählt haben, dass ihre Tochter am anderen Ende der Leitung sei. Sie habe einen folgenschweren Verkehrsunfall gebaut und müsse dafür nun hinter Gitter.

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Nur ihre Mutter, sprich das Opfer, könne dies jetzt noch verhindern. Dafür müsse die 76-Jährige allerdings eine große Summe für die Kaution löhnen. In ihrer Panik tat die Frau, wie ihr geraten. Sie räumte das Konto und schaffte noch weitere Wertgegenstände zusammen.

Dann kam eine angebliche Polizistin vorbei, um als Botin das Lösegeld einzusacken. Damit war die Kohle weg. Und die Tochter? Hatte weder ein Unglück zu verantworten, noch saß sie im Knast. Der Schaden soll weit mehr als 100 000 Euro betragen.

Laßotta geht davon aus, dass die Zahl solcher Schockanrufe weitaus höher sein könnte als die jetzt bekannt gewordenen. Viele würden jedoch dem Ratschlag folgen und bei etwaigen Telefonaten einfach auflegen – und damit hat sich’s. Ohne Anzeige zu erstatten.

Doch der Rat der Polizei scheint weiterhin nicht überall zu fruchten. Denn grundsätzlich verlangten Ermittler niemals Geldübergaben oder Überweisungen. Zudem gibt es in Deutschland keine Kaution, um jemanden vor dem Kerker zu bewahren.

Tipps der Polizei zum Schutz vor Betrug

Dass immer wieder Menschen auf die perfide Masche hereinfallen, bestärkt offenbar die Täter, darin jetzt abermals das Land mit Schockanrufen zu fluten. Die Aussicht auf Beute treibe sie dazu an.

Aber die Fahnder haben ein paar simple Tipps, um gegen Betrüger gewappnet zu sein:

  • Prinzipiell heißt es: In Deutschland gibt es keine Kaution, keine Ablöse, die Menschen vor dem Gefängnis bewahrt.
  • Grundsätzlich kommt nicht die Polizei zu Hause vorbei, um Geld oder sonstige, wertvollen Gegenstände zu übernehmen.
  • Anrufe, bei denen Geld verlangt wird, sollen sofort beendet werden. Fahnder raten dazu, einfach aufzulegen.
  • Bevor weitere Schritte folgen, sollten umgehend jene Angehörigen kontaktiert werden, um die es geht.
  • Auch die Polizei ist in solchen Fällen Ansprechpartner.
  • Niemand sollte mit Fremden über das eigene Vermögen sprechen.
  • Geld an fremde Konten sollte niemals überwiesen werden.
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