Weiterer Anstieg im Jahr 2022 erwartet Mehr als 800 Verfahren: Warum bei der Polizei im Saarland immer mehr Hinweise auf Kinderpornografie eingehen
Saarbrücken · Die saarländische Polizei hat im Jahr 2021 mehr als 800 Verfahren wegen Kinderpornografie bearbeitet. Für das Jahr 2022 rechnet die Polizei mit einem weiteren Anstieg. Grund dafür ist wohl eine Gesetzesänderung in den USA.
Schon in der vergangenen Woche zeigte die aktuelle Kriminalstatistik der saarländischen Polizei eine alarmierende Entwicklung auf: Zwar gab es einen deutlichen Rückgang der Gesamtkriminalität im Saarland – doch „Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ sind um 12,8 Prozent oder 113 Fälle auf 996 Taten stiegen. Hinter diesen Zahlen stecken hauptsächlich Fälle der Herstellung, des Besitzes oder der Verbreitung von Kinderpornografie per Internet.
Kinderpornografie: Im Jahr mehr als 800 Verfahren im Saarland
Zu Beginn des Jahres 2021 richtete das Landespolizeipräsidium Saarland die Ermittlungsgruppe „Halde“ ein, die noch im selben Jahr mehr als 800 Verfahren bearbeitete. Fast 300 Durchsuchungen führten die Ermittler aus. Dabei stellten sie Datenträger sicher, die in mehr als 200 Gutachten ausgewertet werden. 25 Kinder wurden dabei identifiziert. Doch Haftbefehle wegen Besitzes oder Verbreitung von Kinderpornografie konnten die Ermittler bislang nicht bewirken.
Doch woher kommt dieser Anstieg der Fallzahlen? Der neue stellvertretende Kripo-Chef Michael Klein geht nicht von einem tatsächlichen Anstieg der Taten aus; er glaubt, es seien mehr Taten gemeldet worden als vorher. So sei „eine sehr mächtige Aufhellung eines Dunkelfeldes“ zu erkennen.
NCMEC: Amerikanisches Gesetz führt zu mehr Meldungen von Kinderpornografie
Die Zunahme an Meldungen ist unter anderem auf eine amerikanische Gesetzesänderung zurückzuführen: Nach einem neuen US-Gesetz müssen Internetanbieter Verdachtsfälle an das „National Center for Missing and Exploited Children“ (NCMEC) melden. Das NCMEC nimmt darüber hinaus auch Hinweise von Privatpersonen im Zusammenhang mit Straftaten gegen Kinder an. Alle diese Hinweise wertet die halbstaatliche Non-Profit-Organisation aus und leitet sie an Behörden anderer Länder weiter. Das Bundeskriminalamt stellt die Hinweise dann den Landespolizeipräsidien zur Verfügung. Im Jahr 2021 sind alleine auf diesem Weg 462 Fälle nach Saarbrücken geschickt worden.
Weiterer Anstieg der Kinderpornografie-Fälle für 2022 erwartet
Für das Jahr 2022 rechnet das Landespolizeipräsidium erneut mit einem Anstieg der Fallzahlen. Zum Stichtag 23. März verzeichnet die EG „Halde“ in diesem Jahr bereits etwa 300 Verfahren wegen Kinderpornografie – 100 davon alleine über NCMEC. So wurden bereits vier Opfer identifiziert, 65 Durchsuchungen durchgeführt und 80 Gutachten in Auftrag gegeben.