Nach jahrelangen Ermittlungen Mafia-Doppelmord: Spezialkräfte der Saar-Polizei schnappen mutmaßlichen Täter in Illingen

Update | Illingen · Das mutmaßliche Clan-Mitglied soll sich ins Saarland abgesetzt haben. Doch das half nichts. Zehn Jahre nach den tödlichen Schüssen auf zwei Männer in Süditalien soll er jetzt ausgeliefert werden. Wobei es bei dem Mord gegangen sein soll.

 Festnahme in Illingen wegen Mafia-Doppelmord. (Symbolbild)

Festnahme in Illingen wegen Mafia-Doppelmord. (Symbolbild)

Foto: dpa/Armin Weigel

Organisierte Kriminalität auf ihre brutalste Art und Weise wirft auch ihre Schatten bis ins Saarland. In diesem Zusammenhang haben die Fahnder jetzt in Illingen zugeschlagen. Sie fassten einen Mann, dem Doppelmord in seiner süditalienischen Heimat vorgeworfen wird.

Demnach wird der heute 38-Jährige dafür verantwortlich gemacht, vor mehr als zehn Jahren zwei Männer umgebracht zu haben. Wie Ellen Kaas, Pressesprecherin der Saarbrücker Generalstaatsanwaltschaft, berichtet, ging es dabei um einen Doppelmord innerhalb der Mafia.

Konkret: Der Beschuldigte soll am am Nachmittag des 21. Januars 2012 in Grumo/Süditalien zwei Kontrahenten niedergestreckt haben. Er soll auf offener Straße mit einer Pistole (neun Millimeter Kaliber) auf die beiden 24 und 38 Jahre alten Männer geschossen haben. Der mutmaßliche Täter, offenbar selbst Mitglied eines Mafia-Clans, habe somit im blutigen Streit die Kontrolle über den Drogenmarkt in seiner Heimatstadt abstecken wollen.

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Erst kürzlich habe ein ebenfalls süditalienisches Gericht Haftbefehl gegen ihn erlassen. Wie die Generalstaatsanwaltschaft am Freitag, 29. Juli, berichtet, schlug die Polizei bereits am Dienstag zu. Daran sollen auch Spezialkräfte des Landespolizeipräsidiums beteiligt gewesen sein. Der Italiener war bereits 2019 ins Saarland gezogen.

Die italienische Justiz wirft ihm neben dem Doppelmord unerlaubten Waffenbesitz und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung vor. Das Oberlandesgericht im Saarland erließ bereits Auslieferungshaftbefehl. Bis zu seiner Rückkehr nach Italien sitzt er in Saarbrücken hinter Gitter.

Der in Illingen Festgenommene sollen einen Komplizen gehabt haben

Der im Saarland Festgenommene soll indes nicht allein an dem Mord schuld sein. Die italienischen Behörden ließen in diesem Zusammenhang einen 43 Jahre alten Mann inhaftieren, der bereits wegen anderer Straftaten im Gefängnis gesessen hatte.

Nach italienischen Medienberichten stützten sich die Ermittlungen und die jetzigen Festnahmen unter anderem auf Beschattungen der Antimafia-Bezirksdirektion der Region Apulien. Das Justizministerium in Rom beantragte bei den deutschen Partnern die Auslieferung.

Süditalien als Zentrum der Mafia

Bereits vor einem Jahr hatte die Festnahme von gleich 99 Beschuldigten für Schlagzeilen gesorgt. Damals war am 26. April die Polizei in der apulischen Hafenstadt Bari in einer Razzia gegen die Mafia vorgegangen – in der Nähe von Grumo, dem blutigen Schauplatz des Doppelmordes. Auch da ging es um Drogen sowie um Schutzgeld, das Clans von Unternehmern und Organisationen erpressten.

Zuletzt gelang es Ermittlern, 60 Menschen in Anzio und Nettuno festzunehmen. Das war im Februar dieses Jahres. Bei solchen Einsätzen werden auch immer wieder Verbindungen zu Clans im Ausland wie nach Deutschland aufgedeckt.

Nicht der erste Fall im Saarland

Es ist nicht das erste Mal, dass im Saarland ein mutmaßlicher Mafia-Killer gefasst wurde. 2005 hatte die Polizei einen seit Jahren mit internationalem Haftbefehl gesuchten Auftragskiller der italienischen Mafia in Spiesen-Elversberg verhaftet. Der Mann war 2001 wegen Mordes in sieben Fällen schuldig gesprochen worden.

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