Missbrauchsskandal Frau des Angeklagten von Taten „schockiert“

Saarbrücken · Im Prozess um Kita-Transporter-Fahrer, der mehrere Kinder sexuell missbraucht haben soll, sagen Angehörige aus.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa-tmn/Silvia Marks

„Überrascht“, „fassungslos“, „schockiert“: So reagierten am Freitag Ehefrau und Kinder des 71-jährigen Familienvaters aus Saarwellingen, der sich vor dem Landgericht Saarbrücken wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern in knapp 100 Fällen verantworten muss.

Sowohl die 62-jährige Ehefrau als auch Tochter und Sohn beschrieben ihn vor Gericht als normalen Familienvater, bei dem sie nie irgendwelche abartigen sexuellen Praktiken auch nur erahnt hätten. Weder die Tochter noch deren beiden Kleinkinder habe er nie unsittlich berührt oder habe mit ihnen mehr als die in Familien üblichen Zärtlichkeiten ausgetauscht.

Die Familie will auch nicht mit ihm brechen. „Er bleibt unser Vater“, sagten die Kinder. Auch die Ehefrau will weiter zu ihm stehen und weist den Gedanken an eine Scheidung weit von sich.

Als Fahrer bei einem Fahrdienst für den integrativen Kindergarten der Lebenshilfe in Saarwellingen soll er jedoch vier Mädchen zwischen Dezember 2015 und Juni 2019 sexuell schwer missbraucht haben. Das jüngste Kind war zum Zeitpunkt der Übergriffe noch keine vier Jahre alt. Zudem habe er die Taten gefilmt oder fotografiert.

Der Staatsanwalt wirft dem Angeklagten etliche Übergriffe vor, die er in seinem eigenen Haus begangen haben soll. Auch davon wollen Frau und Sohn, die mit ihm bis zu seiner Verhaftung unter einem Dach lebten, nichts mitgekommen haben. Ebenso seien Ausflüge mit Kindern beispielsweise nach Mannheim nicht ungewöhnlich gewesen. Die Ehefrau ging davon aus, dass die Eltern der Kinder bei diesen Fahrten mit Übernachtung dabei gewesen seien.

Die seelischen Folgen für die Kinder sind gravierend. Der Angeklagte habe vor allem das Vertrauen von zwei Geschwistern ausgenutzt, die zu Beginn der Taten drei und fünf Jahre alt waren. Heute sind sie sieben und neun Jahre alt. Ihr Verhalten sei nach wie vor sehr auffällig, sagte Petra Ludt-Vogelgesang vom SOS-Beratungszentrum Kinderschutz Saarbrücken. Sie würden noch sehr lange Hilfe benötigten. Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt.

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