Fiese Masche Angebliche Kindesentführung in Saarlouis macht auf Facebook die Runde – das steckt dahinter

Saarlouis · Auf Facebook wird eine schockierende Meldung über eine angebliche Kindesentführung in Saarlouis verbreitet. Der geteilte Link verbreitet jedoch nicht nur falsche Infos, sondern ist sogar gefährlich.

Angebliche Kindesentführung in Saarlouis: Polizei warnt vor Fake-News
Foto: Facebook/Screenshot Adrian Froschauer

„Entführtes Kind beim Familieneinkauf in Saarlouis! [VIDEO]“ So ist ein Link betitelt, der am gestrigen Dienstag unter anderem in einer Facebook-Gruppe für Aufsehen sorgte, in der normalerweise Veranstaltungstipps, Stadtansichten von Saarlouis und ähnliches geteilt werden. Der Schock war bei vielen Nutzern groß, die diese Nachricht natürlich schnell verbreiten wollten, damit der Fall bekannt wird und das Kind gefunden wird. Nur wenig später weist ein Nutzer in der Gruppe darauf hin: Die „Meldung über ein angeblich entführtes Kind ist nur ein Lockmittel, um an die Facebook-Logindaten zu kommen.“ Doch da ist der Link schon weit verbreitet. Wer kein Mitglied in dieser Gruppe ist, aber den Link im Profil eines Bekannten entdeckt, weiß nichts von der Warnung und verbreitet ihn weiter. Und so weiter und so fort. Mittlerweile ist der Link gut 4000 mal geteilt worden.

Auf SZ-Anfrage teilt ein Sprecher der Polizei Saarlouis mit, dass es sich tatsächlich um eine Falschmeldung handelt: „Das ist nicht wirklich passiert. Es gab keine solche Kindesentführung in Saarlouis.“ Handelt es sich vielleicht um ein Missverständnis, eine veraltete Meldung über einen ähnlichen Fall? Auch dies kann der Polizeisprecher ausschließen; ihm ist kein ähnlicher Fall in Saarlouis bekannt.

Der Link verweist angeblich auf die sogenannte „Deutsch-Zeitung“, die jedoch gar nicht existiert. Klickt man ihn an, um das versprochene Überwachungsvideo von der Entführung zu sehen, wird man auf eine gefälschte Facebook-Seite weitergeleitet: Hier sollen Nutzer sich einloggen, um zu bestätigen, dass sie 18 Jahre alt sind. Wer sich hier einloggt, bekommt allerdings kein Video zu sehen, sondern gibt Kriminellen seine Login-Daten. So können diese dann den Link über die geklauten Profile weiter verbreiten und immer mehr Daten abgreifen.

Solche sogenannten „Phishing“-Fallen (bei denen also Daten „gefischt“ werden) machen in sozialen Medien immer wieder die Runde. Der Saarlouiser Polizeisprecher kann sich jedoch nicht erinnern, dass sein Bezirk schon mal Thema so einer Falschmeldung gewesen sei. Tatsächlich ist der Link flexibel und passt sich automatisch an Ort und Zeit, um aktuell und lokal zu wirken und größeres Interesse zu erwecken. Darauf weist „Mimikama“ hin, eine Plattform „mit dem Ziel der Aufklärung über Internetmissbrauch“. Dieselbe Meldung machte zum Beispiel Anfang Oktober bereits im nordrhein-westfälischen Landkreis Heinsberg die Runde.

Die Experten von „Mimikama“ warnen: „Der Artikel über das entführte Kind ist ein reines Lockmittel, um an die Logindaten der Nutzer zu kommen.“ Bereits im Januar 2020 berichtete „Mimikama“ über die Phishing-Masche mit dem entführten Kind und enthüllte: „Das Vorschaubild des Videos stammt aus einer echten versuchten Kindesentführung im Juni 2019 am Flughafen Atlanta/USA.“

So schützen Sie sich vor der Phishing-Falle:

  • Falls Sie den Link angeklickt oder sogar Ihre Daten eingegeben haben, sollten Sie unbedingt Ihr Facebook-Passwort ändern. Das ist möglich über den Reiter „Sicherheit und Login“ in den Facebook-Einstellungen. Dort können Sie außerdem sehen, auf welchen Geräten Sie momentan eingeloggt sind. Wenn Sie sich bei einem Gerät nicht sicher sind, können Sie es hier direkt abmelden.
  • Falls Sie den Link geteilt haben, sollten Sie ihn schnellstmöglich aus Ihrem Profil löschen, damit er nicht weiter verbreitet wird. Auch wenn Sie ihn nicht selbst geteilt haben, sollten Sie sichergehen und prüfen, ob die Betrüger ihn bereits über Ihren Account geteilt haben.
  • Ganz allgemein gilt: Klicken Sie keine verdächtigen Links an! Überprüfen Sie bei E-Mails von großen Plattformen, ob sie von einer offiziellen E-Mail-Adresse stammen – also ob sie zum Beispiel mit der Domain @facebook oder @amazon enden. Wenn Sie aufgefordert werden, Ihre Login-Daten einzugeben, überprüfen Sie anhand der URL, ob Sie sich auf der echten Login-Seite befinden.
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