Billy in Birke neben Bauhaus-Klassikern

München. In der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne in München, spezialisiert auf Design, werden die Vorbilder bekannter Designer direkt neben den Klassikern von Ikea gezeigt. "Billy" grüßt am Eingang. In schwarzer Ausführung eröffnet das berühmtre Bücherregal die Möbelschau, ein echter Billy in Birke beendet den Rundgang

 Lack-Tische von Ikea als Museumsstücke. Foto: dpa

Lack-Tische von Ikea als Museumsstücke. Foto: dpa

München. In der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne in München, spezialisiert auf Design, werden die Vorbilder bekannter Designer direkt neben den Klassikern von Ikea gezeigt. "Billy" grüßt am Eingang. In schwarzer Ausführung eröffnet das berühmtre Bücherregal die Möbelschau, ein echter Billy in Birke beendet den Rundgang. Damit ist bereits ein Teil des Erfolgskonzeptes umrissen: Ikea produziert Möbel, die formschön, funktional und preiswert sind. Und das Haus kultiviert die Idee einer schwedischen Einrichtungskultur aus dem hellen Holz der Birke, die in den Mooren von Småland wächst. In dieser Region Südschwedens gründete 1943 der 17-jährige Ingvar Kamprad Ikea - der Beginn einer abenteuerlichen Firmengeschichte. Zunächst verkauft Kamprad Waren des Alltag an umliegende Bauernhöfe. Dann kommen Möbel hinzu. Ab 1956 werden die Möbel zerlegt, verpackt und vom Kunden selbst montiert - wie bis heute üblich. Das erste Einrichtungshaus im Ausland entsteht 1973 in Zürich, 1974 eröffnet das erste deutsche Ikea-Haus bei München. Heute sind es 261 Möbelhäuser in 24 Ländern. 2008 besuchten fast 583 Millionen Menschen Ikea.

Warum nun eine Ikea-Ausstellung inmitten einer hochkarätigen Design-Sammlung? Professor Florian Hufnagl zelebriert als Sammlungsdirektor den Ikea-Kult in allen Facetten. So bilden originale Ikea-Pakete die Sockel für die gezeigten Möbel, und diese Beispiele sind wie Inseln in der gesamten Design-Abteilung verteilt. Das macht Sinn, denn so vermeidet man den Eindruck einer Verkaufs-Ausstellung und ermöglicht Vergleiche - etwa den der Thonet-Stühle mit denen aus Holz oder Plastik von Ikea. Auch der finnische Designer Alvar Aalto stand mit einem Sessel Pate für ein Sitzmöbel von Ikea. Und der Schweizer "Landi-Stuhl", ein Gartenstuhl aus Aluminium von 1938, war eines von fünf Vorbildern, die dann 1999 in das Sitzmöbel "Jules" mit der durchlöcherter Rückenlehne mündeten.

Die "Schönheit im Heim" suchte in Schweden um 1900 der Maler Carl Larsson, dessen Holzstühle Ikea inzwischen nachbaut. In Deutschland gelang es dem vor 90 Jahren gegründeten Bauhaus nur selten, gutes Design in die Massenproduktion umzusetzen. Ikea schafft dies, weil oftmals bereits bestehende Produktionen genutzt werden, um neue Möbel kostengünstig herzustellen. So wird zum Beispiel aus einem tristen grauen Spind - horizontal gelegt und lackiert - ein peppiges, rotes Sideboard.

Die Ideen dazu wurden nicht im Atelier, sondern in der Fabrikhalle entwickelt, wie der Design-Manager Lars Dafnäs in München erklärte. Ikea, so Dafnäs, ist eine "Lebensform". Die junge Generation der 70er Jahre, die sich bei Ikea einrichtete, setzte mit dem neuen Design auch ein Zeichen gegen den Stil der Eltern.

Läuft bis zum 12. Juli

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