Billigerer Sprit dämpft Inflation

Wiesbaden/Saarbrücken · An den Tankstellen und beim Arzt haben es die Verbraucher 2013 besonders stark gespürt: Dank sinkender Energiepreise und des Wegfalls der Praxisgebühr hat die Inflation in Deutschland merklich nachgelassen. Nahrungsmittel wurden aber deutlich teurer.

T anken wurde billiger, Heizöl auch - daher ist die Inflationsrate in Deutschland 2013 auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Die Verbraucherpreise stiegen um 1,5 Prozent. Im Jahr zuvor waren es noch 2,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt gestern nach ersten Berechnungen mitteilte. Im Saarland ging die Teuerungsrate noch stärker zurück. Sie betrug im vorigen Jahr 1,1 Prozent, berichtete das Statistische Amt gestern. 2012 war die Inflation noch doppelt so hoch. Die Europäische Zentralbank spricht bei einer Rate von knapp unter zwei Prozent von Preisstabilität .

Im Dezember zog die Inflation in Deutschland allerdings leicht an - von 1,3 Prozent im November auf 1,4 Prozent. Vor allem Nahrungsmittel waren bundesweit mit plus 3,8 Prozent deutlich teurer, im Saarland kosteten sie 3,4 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Besonders viel mehr mussten Saarländer für Kartoffeln (plus 26,5 Prozent) und Butter (plus 22,5 Prozent) berappen. Die Heizöltanks konnten sie aber um 4,5 Prozent preiswerter auffüllen.

Heizöl verbilligte sich nach den Angaben aus Düsseldorf im Jahresdurchschnitt sogar um 5,9 Prozent. Dagegen zogen die Strompreise aufgrund der im Zuge der Energiewende erhöhten Umlagen überdurchschnittlich um 11,2 Prozent an.

Bundesweit stiegen die Verbraucherpreise im Dezember im Vergleich zum Vormonat November um 0,4 Prozent. Auf Jahressicht legten sie um 1,4 Prozent zu - nach 1,3 Prozent im November und dem Jahrestief von 1,2 Prozent im Oktober.

Für dieses Jahr rechnen Experten aber mit einer wieder leicht anziehenden Inflation. "Wir gehen davon aus, dass sich der moderate Aufwärtstrend bei den Preisen fortsetzt", sagte der Deutschlandexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Simon Junker. Auch Commerzbank-Volkswirt Johannes Werner prophezeite: "Die gute Konjunktur sowie stärker steigende Löhne sprechen dafür, dass der Preisauftrieb in den kommenden Quartalen langsam anzieht." Außerdem werde die Energiewende zu weiterhin steigenden Strompreisen führen.

Jedoch werde die Inflationsrate frühestens Ende dieses Jahres wieder die Zwei-Prozent-Marke erreichen, schätzte Junker - auch weil die deutschen Unternehmen im internationalen Wettbewerb derzeit nur schwerlich Preiserhöhungen durchsetzen könnten.

Einen positiven Effekt hatte die niedrigere Inflation auch für Sparer. Die Zinsen auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto waren zwar mickrig und lagen unter der Inflationsrate. Sparer verloren also real Geld, aber wegen der Teuerungsrate von 1,5 Prozent immerhin nicht so viel wie 2012. Doch 2014 dürfte die Schere zwischen Habenzins und Inflation weiter auseinandergehen, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank. Die Inflation bewege sich in Richtung zwei Prozent, während die Zinsen auf absehbare Zeit minimal blieben. Sparer, die Anlagen mit geringem Risiko bevorzugen, dürften real also wieder höhere Verluste machen als im vergangenen Jahr.

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StichwortDer Verbraucherpreisindex misst die Preisentwicklung bei Waren und Dienstleistungen. Grundlage ist ein Warenkorb aus rund 600 Güterarten. In Deutschland werden jeden Monat etwa 300 000 Einzelpreise der gleichen Produkte in denselben Geschäften ermittelt. Wird ein Produkt seltener nachgefragt, wird es im Warenkorb durch ein anderes ersetzt. Den größten Anteil im Warenkorb macht das Wohnen (Mieten, Strom, Gas) mit fast 32 Prozent aus. Gut zehn Prozent entfallen auf Lebensmittel. Die Ausgaben für Verkehr schlagen mit 13,5 Prozent zu Buche, diejenigen für Freizeit, Unterhaltung und Kultur mit 11,5 Prozent. Aus den Veränderungen des Verbraucherpreisindexes wird die Inflationsrate berechnet. dpa

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