Bildhauer Balkenhol hält Documenta-Chefin für kleingeistig

Kassel. Der Bildhauer Stephan Balkenhol, der im lotringischen Meisenthal lebt, kann die Kritik der Documenta an seinem Kunstwerk auf einem Kirchturm in Kassel überhaupt nicht nachvollziehen (wir berichteten). Der Streit sei "sehr lästig", sagte er am Freitag in Kassel. "Keiner hat damit gerechnet, dass das nach hinten losgeht

Kassel. Der Bildhauer Stephan Balkenhol, der im lotringischen Meisenthal lebt, kann die Kritik der Documenta an seinem Kunstwerk auf einem Kirchturm in Kassel überhaupt nicht nachvollziehen (wir berichteten). Der Streit sei "sehr lästig", sagte er am Freitag in Kassel. "Keiner hat damit gerechnet, dass das nach hinten losgeht." In einem Interview warf der Bildhauer der Documenta-Chefin Carolyn Christov-Bakargiev "Allmachtsgefühle" und "Kleingeistigkeit" vor.Balkenhols Skulptur steht in unmittelbarer Nähe des zentralen Platzes, um den herum ab 9. Juni die weltweit bedeutendste Schau für zeitgenössische Kunst stattfindet. Die Ausstellung gehört nicht zur Documenta, sondern ist Teil einer Begleitausstellung der katholischen Kirche. Auch die evangelische Kirche wollte in Kassel eine Begleitschau mit dem Künstler Gregor Schneider organisieren, hat aber offenbar nach Kritik der Documenta darauf verzichtet.

Laut dem Documenta-Geschäftsführer fühlt sich Christov-Bakargiev von der Figur "bedroht". Die Skulptur sei "ein Eingriff in die Freiheit der Documenta". "Das Prinzip von Kunst ist die Freiheit", konterte Balkenhol am Freitag. Christov-Bakargiev strebe eine Erweiterung des Kunstbegriffs an, "gleichzeitig schließt sie ganz bestimmte Sachen aus". Das "Bedrohungspotenzial" seiner Figur sei "sehr gering".

Balkenhol berichtete, die Documenta-Chefin habe ihn angerufen und gesagt, sie sei "total schockiert". Später habe sie ihm angeboten, zu seiner Eröffnung zu kommen, wenn er die Schau um einige Monate verschiebe.

Dem Kunstmagazin "art" sagte Balkenhol: "Ich kann mir nur vorstellen, dass sie durch die Vorbereitungen zur Documenta so nervös war und Allmachtsgefühle entwickelt hat." Sie habe kein Recht, alle anderen Kulturveranstaltungen in Kassel zu beschneiden oder zu kontrollieren, so Balkenhol, von dem auch in Saarbrücken Werke zu sehen sind (Villa Europa). Kunst sei für ihn der Inbegriff von Freiheit und von Dialog. "Das war immer auch, was die Documenta ausgemacht hat." Er finde es "kleingeistig, ein Monopol errichten zu wollen." dpa

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