Bewegung im Streit um Dispo-Zinsen

Berlin. Statt die Dispozinsen zu senken, wollen Banken und Sparkassen klamme Kunden künftig besser beraten: Die Kreditwirtschaft erklärte sich bereit, Bankkunden, die ihr Konto übermäßig überziehen, bei der Suche nach Alternativen zu einem Dispokredit zu unterstützen. So solle ihnen etwa die Umschuldung in einen Ratenkredit angeboten werden

Berlin. Statt die Dispozinsen zu senken, wollen Banken und Sparkassen klamme Kunden künftig besser beraten: Die Kreditwirtschaft erklärte sich bereit, Bankkunden, die ihr Konto übermäßig überziehen, bei der Suche nach Alternativen zu einem Dispokredit zu unterstützen. So solle ihnen etwa die Umschuldung in einen Ratenkredit angeboten werden. Alternativ könne auch ein Tilgungsplan ausgearbeitet werden. Zudem sollen die Verbraucher stärker über Hilfsangebote informiert werden, beispielsweise über die der Schuldnerberatungen.Auf Initiative von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hatten sich am Dienstag Vertreter von Schuldnerberatungen, Banken und der Stiftung Warentest in Berlin getroffen. Aigner sprach nach dem Treffen von einem "ersten Schritt in die richtige Richtung". Die Banken hätten "endlich" erkannt, dass sie vor allem für Verbraucher, die schon länger im Minus seien, Erleichterungen schaffen müssten. Einer festen Obergrenze für Dispozinsen erteilte Aigner aber erneut eine Absage.

Die Banken stehen in der Kritik, historisch günstige Konditionen bei der eigenen Geldbeschaffung nicht an die Kunden weiterzugeben. Nach Angaben der Stiftung Warentest wurden zuletzt durchschnittlich rund elf Prozent Zinsen für das Überziehen des Girokontos berechnet, teils lagen die Sätze bei mehr als 14 Prozent. Dagegen hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins, zu dem sich Banken Geld beschaffen können, auf das historische Tief von 0,75 Prozent gesenkt.

Die Kreditwirtschaft betonte, dass diese Differenz nicht mit der Gewinnmarge der Institute gleichzusetzen sei. Der Aufwand, flexible Dispositionskredite bereitzustellen und zu überwachen, sei höher als bei günstigeren Ratenkrediten.

Die Ministerin forderte die Kreditbranche außerdem auf, auch im Internet alle Kosten auf einen Blick in verständlicher Form offenzulegen. Die Banken könnten das Vertrauen der Verbraucher nur zurückgewinnen, wenn sie fair und transparent sind. "Hier gibt es für die Branche noch viel zu tun", sagte Aigner.

Die SPD im Bundestag forderte, per Gesetz klarzustellen, dass die Höhe der Dispozinsen in einem angemessenen Verhältnis zu den Kosten der Banken stehen müsse. Die Differenz zwischen dem von der Bundesbank festgeschriebenen Basiszinssatz und dem Dispositionszins solle auf maximal acht Prozentpunkte begrenzt werden. Auch die Verbraucherzentralen fordern eine gesetzliche Obergrenze. dpa/afp

Meinung

Riskanter Dispo-Kredit

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Wer dauerhaft sein Konto überzieht, sollte dringend etwas tun - einen günstigeren Ratenkredit aushandeln oder eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen. Dass die Banken künftig selbst auf Kunden zugehen wollen, die ständig im Minus sind, ist ein überfälliger, wichtiger Schritt. Eine solche Beratung bietet am ehesten Schutz vor dem Schuldensog. Demgegenüber hilft eine Zinsdeckelung nur wenig oder provoziert gar weiteres Schuldenmachen. Der Dispozins sollte abschreckend hoch sein. Damit er so wirkt, müssen die Banken aber warnend auf seine Höhe hinweisen.

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