Besuch von den melancholischen Schwestern

Saarbrücken. Ein Tipp für all jene jungen Bands, die noch krampfhaft nach einem passenden Namen suchen: Nehmt einfach das Gegenteil von dem, was ihr seid. Bei Boy jedenfalls, dem weiblichen Folkduo aus Hamburg, funktioniert das fabelhaft

 Valeska Steiner und Sonja Glass, zusammen Boy. Foto: SZ

Valeska Steiner und Sonja Glass, zusammen Boy. Foto: SZ

Saarbrücken. Ein Tipp für all jene jungen Bands, die noch krampfhaft nach einem passenden Namen suchen: Nehmt einfach das Gegenteil von dem, was ihr seid. Bei Boy jedenfalls, dem weiblichen Folkduo aus Hamburg, funktioniert das fabelhaft. Hätten Valeska Steiner und Sonja Glass, alles andere als burschikos oder maskulin, einen adäquaten Bandnamen gewählt, wäre vielleicht etwas Langweiliges wie "Die melancholischen Schwestern" oder "Hauchzart" herausgekommen. Von den Lesern der Musikzeitschrift "Rolling Stone" immerhin auf Platz drei der Newcomer 2011 gewählt, haben es die beiden Musikerinnen inzwischen nicht mehr nötig, im Vorprogramm aufzutreten wie noch zuletzt beim Bosse-Konzert in der Saarbrücker Garage.Am Dienstagabend waren es etwa 200 glückliche Hörer von SR 1, die per Kartenverlosung der Unplugged-Reihe des Senders auf dem Halberg beiwohnen durften. Boy präsentierten dabei ihre filigranen Lieder mit vierköpfiger und angenehm zurückhaltender Begleitband. Im glasklaren Sound dominierte Valeska Steiners Stimme, die einem hoffnungsvollen Trend zu folgen scheint: Unprätentiös, leicht, auf Vibrato wie auf unsinnige Schnörkel verzichtend, schwebten ihre Töne über den abwechslungsreich arrangierten Stücken. Kollegin Sonja Glass wiederum zeigte ihr Können an Gitarre, Bass und Cello. Fürs Klangbild reichten bisweilen zwei Gitarrentöne und eine Bassfigur aus, ohne dass es leer wirkte. Die Melancholie lugte dabei auch textlich an jeder Ecke hervor; passend dazu der Freud'sche Versprecher von Valeska Steiner, die einmal statt dem nächsten Lied um ein Haar "das nächste Leid" angekündigt hätte. Da stach der aktuelle Hit "Little Numbers" schon als flotter Popsong heraus. Auch wenn da viel verarbeiteter Schmerz von der Bühne schallte, tat das der guten Laune sowohl bei Boy als auch im Publikum keinen Abbruch. sedi

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