Bestellerprinzip belastet Makler

Saarbrücken · Ein Großteil der Makler hält einer Umfrage zufolge das Bestellerprinzip für „praxisuntauglich“. Im Vermietungsgeschäft brechen auch im Saarland bei vielen Vermittlern die Umsätze weg.

Wer bestellt, der zahlt. Seit Juni gilt das Bestellerprinzip bei der Vermittlung von Mietwohnungen. Die bisherige Regelung hatte oft zur Folge, dass alleine der Mieter für die Kosten aufkam. Mit dem neuen Gesetz ist dem Immobilienmakler verboten, vom Wohnungssuchenden eine Courtage zu verlangen, außer er sucht ausschließlich für den Suchenden eine Wohnung. Nach einer Online-Befragung des Internetportals Immobilien-Scout24, der "Immobilien Zeitung" und Immo Media Consult geben knapp drei Viertel der befragten Makler an, dass das Bestellerprinzip "praxisuntauglich" sei. Auch Ralph Raue von dem Saarbrücker Unternehmen Immobilien Wolfgang Raue ist kein Fan des neuen Gesetzes. Das Bestellerprinzip habe bei seinem Unternehmen bereits Auswirkungen. "Die Vermietungen sind rückläufig", bestätigt er. Denn Vermieter würden derzeit ihre Vermietungen lieber selbst in die Hand nehmen.

Vielen der bundesweit rund 1200 befragten Makler geht es ähnlich, fast 84 Prozent von ihnen müssen Umsatzeinbußen hinnehmen. "Es gibt einen klaren Effekt für größere Regionen wie Saarbrücken und Saarlouis", sagt Burkhard Blandfort, Vorsitzender des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Region West. Insbesondere für jüngere Unternehmen führe die neue Gesetzgebung zu Problemen. "Das liegt vor allem daran, dass die meisten Start-ups noch nicht so einen großen Auftragskreis haben wie Unternehmen, die sich auf dem Markt etabliert haben", erläutert er. Einige IVD-Mitglieder würden sich wegen des Bestellerprinzips auch aus dem Mietimmobiliengeschäft zurückziehen. "Andere Unternehmen müssen Leute entlassen", sagt Blandfort. Ziel des Bestellerprinzips sei eigentlich gewesen die Mieter zu entlasten, aber diese können laut Blandfort nicht mehr so beraten werden wie vor der neuen Regelung. Denn aufgrund der Entwicklung seien weniger Wohnungen auf dem Markt, die der Makler betreut. "Viele Unternehmen arbeiten jetzt mit Sammelbesichtigungen, das individualisierte Angebot gibt es oft nicht mehr", sagt er. Vor allem der überregionale Markt könne nicht mehr ausreichend bedient werden. "Früher hat der Wohnungssuchende aus Hamburg einen Makler in Saarbrücken beauftragt. Das findet heute nicht mehr so statt", sagt Blandfort. Sein Unternehmen in Saarlouis sei aktuell nicht von Umsatzeinbußen betroffen. Die Umsätze seien sogar gestiegen, erklärt Blandfort.

Der Saarbrücker Makler Raue hat Hoffnung: "Das Blatt wird sich wieder wenden, denn der Makler kann die Interessenten besser analysieren." So könne für den Vermieter bereits eine Vorauswahl getroffen werden.

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