Bernd, der Bär: Die Eichinger-Biografie

Eine kritische Biografie? Die muss man nicht erwarten - die Autorin des Beschriebenen ist dessen Witwe. Doch eine blauäugige Huldigung muss man nicht befürchten

Eine kritische Biografie? Die muss man nicht erwarten - die Autorin des Beschriebenen ist dessen Witwe. Doch eine blauäugige Huldigung muss man nicht befürchten. Katja Eichinger, mit Produzent Bernd Eichinger von 2006 bis zu dessen Tod im Januar 2011 verheiratet, ist Filmjournalistin, hatte eine Biografie zu Eichingers Lebzeiten geplant und besitzt durchaus Abstand zu manchen Arbeiten ihres Mannes. Der hat in 30 Jahren rund 70 Filme auf den Weg gebracht, anfangs Werke von Hans-Jürgen Syberberg, Wim Wenders und Edgar Reitz; später Großproduktionen wie "Christiane F.", "Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose", "Der Untergang" und "Der Baader Meinhof Komplex".

Auf über 500 Seiten beschreibt Katja Eichinger das Leben ihres Mannes, mit verständlicherweise viel Liebe - Eichinger ist hier ein großer Bär von einem Mann, außen eher rau als lieblich, innen ein großer Sensibler, mit viel Lebenshunger und -zweifeln. Das mag etwas schlicht klingen (oder zutreffend sein); in jedem Fall fasziniert das Buch mit einer Fülle von Anekdoten, die es schwer machen, es vor dem Ende aus der Hand zu legen: Etwa der, dass Eichinger in Hollywood eine Billigversion von "Die Fantastischen Vier" dreht, nur um die Rechte am Comic nicht zu verlieren (und später teuer nachzulegen); dass er in einer Videothek in Los Angeles keinen seiner Filme findet und darüber irritiert ist; dass das Schicksal seiner Firma zeitweise vom Einspielergebnis des ersten "Werner" abhängt, den Eichinger in seinem Tagebuch "diesen Pimmel-Film" nennt. Man musste ihn einfach gern haben, ist der Tenor dieses Buchs, das zugibt, dass dies dann doch nicht allen gelang: etwa Michael Ende, der die Verfilmung seiner "Unendlichen Geschichte" hasste, und Doris Dörrie, die sich bei "Ich und er" bis aufs Blut mit Eichinger stritt. Egal - man hätte ihn gerne mal kennengelernt, diesen Übergroßen des deutschen Kinos. tok

Katja Eichinger: BE. Hoffmann und Campe, 576 Seiten, 24,99 Euro.

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