Berliner Theatertreffen mit Altbekannten und aufregend Neuen

Berlin. Theater extrem: Das Berliner Theatertreffen hat die zehn bedeutendsten Inszenierungen der vergangenen Saison zum Festival im Mai in die Bundeshauptstadt eingeladen. Die Berliner Volksbühne ist gleich mit drei Inszenierungen vertreten, die Münchner Kammerspiele mit zwei Stücken

Berlin. Theater extrem: Das Berliner Theatertreffen hat die zehn bedeutendsten Inszenierungen der vergangenen Saison zum Festival im Mai in die Bundeshauptstadt eingeladen. Die Berliner Volksbühne ist gleich mit drei Inszenierungen vertreten, die Münchner Kammerspiele mit zwei Stücken. Die Auswahl beweise die Vielfalt der deutschsprachigen Bühnenlandschaft, sagte die neue Festivalleiterin Yvonne Büdenhölzer am Freitag bei der Vorstellung des Programms. "Das Theatertreffen 2012 ist ein Festival der Neuzugänge und Extrempositionen."Das Theatertreffen, dieses Jahr vom 4. bis 20. Mai, gilt als das wichtigste Bühnentreffen im deutschsprachigen Raum. Erstmals dabei sind die Regisseure Milo Rau, Alvis Hermanis, Lukas Langhoff sowie das deutsch-norwegische Regiekollektiv Ida Müller, Vegard Vinge und Trond Reinholdtsen. Auch die Performancegruppe Gob Squad gibt ihr Berliner Festspieldebüt. Insgesamt standen rund 430 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Auswahl.

Besonders spannend fand die Jury das Programm der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Das von Frank Castorf geführte Haus ist mit der von Herbert Fritsch eingerichteten Gesellschaftssatire "Die (s)panische Fliege" vertreten. René Pollesch zeigt als kreative Neuinterpretation von Bertolt Brechts "Fratzen"-Fragment sein Stück "Kill Your Darlings! Streets of Berladelphia". Und das Trio Müller/Vinge/Reinholdtsen kommt mit einer zehnstündigen Radikalversion von Henrik Ibsens "John Gabriel Borkman".

Die doppelt vertretenen Münchner Kammerspiele konnten mit Karin Henkels Shakespeare-Inszenierung "Macbeth" sowie mit einem Neu-Arrangement von Sarah Kanes Trilogie "Gesäubert/Gier/4.48 Psychose" punkten. Dreizehn Jahre nach dem Freitod der radikalen britischen Theatermacherin setzt Johan Simons die drei Stücke witzig und unsentimal neu in Szene.

Das innovative Berliner Theater Hebbel am Ufer (HAU) ist bei zwei ausgewählten Stücken mitbeteiligt. So war es Coproduzent bei der urkomischen Generationenstudie "Before Your Very Eyes" des deutsch-britischen Performance-Kollektivs Gob Squad. Auch bei der verstörenden Nachstellung des ruandischen Völkermords von Milo Rau hatte das HAU Anteil.

Mit einer unverkrampften Neuauflage von Goethes "Faust I+II" in der Regie von Nicolas Stemann stellen sich das Hamburger Thalia Theater und die Salzburger Festspiele gemeinsam vor. Das Burgtheater Wien steuert Alvis Hermanis' gleichermaßen distanzierte wie mitreißende Einrichtung von Tschechows Gesellschaftsdrama "Platonov" bei. Und das Theater Bonn ist mit Henrik Ibsens "Volksfeind" in der Regie von Lukas Langhoff dabei.

Für die Auswahl verantwortlich zeichnete eine siebenköpfige Jury mit den Theaterexperten und -kritikern Vasco Boenisch, Anke Dürr, Ulrike Kahle-Steinweh, Ellinor Landmann, Christoph Leibold, Christine Wahl und Franz Wille. Erstmals lädt das Theatertreffen schon vor Beginn des Festivals zur Diskussion auf seinem Blog (www.theatertreffen-blog.de).dpa

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