Beim Handwerk klemmt es

Saarbrücken. Der Facharbeiter-Mangel macht sich im saarländischen Handwerk schon heute bemerkbar. "Nur so ist zu erklären, dass die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr um zwei Prozent gesunken ist, obwohl die Konjunktur gut lief", sagte Georg Brenner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Saar, gestern auf der Jahrespressekonferenz

Saarbrücken. Der Facharbeiter-Mangel macht sich im saarländischen Handwerk schon heute bemerkbar. "Nur so ist zu erklären, dass die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr um zwei Prozent gesunken ist, obwohl die Konjunktur gut lief", sagte Georg Brenner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Saar, gestern auf der Jahrespressekonferenz.Fachkräfte würden verstärkt vom Handwerk in die Industrie abwandern, weil dort besser bezahlt würde. Bei den industrienahen Zulieferbetrieben habe sich außerdem der Automatisierungsgrad erhöht, sodass bei gleich hoher Produktion weniger Mitarbeiter gebraucht würden. Im Bäckerhandwerk mache sich bemerkbar, dass die Zahl der Bäckereien zwar zurückgehe, aber immer mehr Filialen eröffnet werden, "sodass dort in der eigentlichen Produktion immer weniger Fachkräfte benötigt werden", sagt Brenner.

Auch der für das Jahr 2012 erwartete Umsatzrückgang von vier Prozent, "ist teilweise darauf zurückzuführen, dass wegen Facharbeitermangels manche Aufträge nicht mehr angenommen werden können", erläutert der HWK-Hauptgeschäftsführer. "Die Kammer unternimmt heute schon große Anstrengungen, um diesem Engpass zu begegnen", betonte Kammer-Präsident Hans-Alois Kirf. So gehe man verstärkt auf Jugendliche aus Einwandererfamilien zu, um sie für einen Handwerksberuf zu gewinnen. Auch junge Leute, die als schwer vermittelbar gelten, werden in Zusammenarbeit mit den Jobcentern in Rahmen eines Mentoren-Projekts so betreut, dass sie sich das nötige Rüstzeug erwerben können, um eine Ausbildung im Handwerk erfolgreich abschließen zu können. "Hierbei konnten wir bereits 70 Jugendliche erfolgreich vermitteln", bilanzierte Kirf. Man will auch junge Leute aus Frankreich in saarländischen Betrieben ausbilden, "doch hier stoßen wir auf hohe bürokratische Hürden".

Um Schüler für das Handwerk zu begeistern, "muss in den Gemeinschaftsschulen eine verbindliche Berufsorientierung eingeführt werden", fordert Kirf von der Politik. "Viele Projekte laufen hier unkoordiniert nebeneinander her." Dass die Lage ernst ist, zeige sich daran, dass derzeit 800 Ausbildungsplätze im Handwerk nicht besetzt seien.

Für das kommende Jahr erwarten die knapp 11 900 Handwerksbetriebe im Land eine stabile Beschäftigung und ein Umsatzplus von einem Prozent. Die Entwicklung werde im Bundestrend liegen. Die Unternehmen beschäftigen rund 66 000 Mitarbeiter.

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