Saarbrücken. Bei der Saarbrücker Fahrrad-Manufaktur Utopia Velo, Hersteller hochwertiger Zweiräder, ist das Volt- und Watt-Zeitalter angebrochen. Seit kurzem bietet der Velo-Hersteller Räder mit einem eigenen Elektro-Antrieb an. Ralf Klagges von Utopia Velo schließt Standard-Lösungen von der Stange aus. "Sie genügten unseren Ansprüchen nicht", sagt er. Klagges fertigt und vertreibt zusammen mit seiner Frau Inge Wiebe seit 1982 Utopia-Fahrräder - anfangs in Frankfurt, später in Saarbrücken. Er entschloss sich, gemeinsam mit seinem niederländischen Radrahmen-Lieferanten Van Raam einen eigenen Elektro-Antrieb für die Utopia-Fahrräder auszutüfteln. "Das war die größte Investition unserer Firmengeschichte", erzählt Klagges. Rund 500 000 Euro steckte die kleine Manufaktur in dieses Projekt.Die Akkus sind in einen neu entwickelten Gepäckträger integriert. "Das wichtigste Geheimnis ist die elektronische Motorsteuerung", verrät Klagges. Zu dem Elektro-Antrieb gehört ein eingebauter kleiner Computer. Das Software-Paket für den heimischen PC kann mitgeliefert werden. Drei mögliche Leistungs-Varianten (Ebene, Hügel, Berge) sind schon vorprogrammiert. Man kann außerdem das mitgeführte Gewicht eingeben und festlegen, wie stark man jeweils beim Treten vom Elektro-Motor unterstützt werden will. Über einen USB-Stick werden die Daten vom PC an den Fahrrad-Computer übertragen. Der Antrieb (Wicklung, Nabe und Lager) ist in das Vorderrad integriert. Bei normaler Fahrweise können zwei Lithium-Ionen-Akkus für eine Fahrt von rund 100 Kilometern reichen. Die Ladezeit beträgt bei Lithium-Ionen-Batterien nur rund 40 Minuten, bei Energiespeichern aus Nickel-Metallhydrid rund zwei Stunden. Neue Fahrräder mit Elektroantrieb sollen ab 3300 Euro kosten. Wer schon ein Utopia-Velo hat, kann es sich in der Manufaktur auf Elektroantrieb nachrüsten lassen - falls das Rad nicht älter als zwölf Jahre ist.Eine Manufaktur ist Utopia Velo nach wie vor. "Wir sind ein Handwerksbetrieb mit zwei Zweiradmechanikermeistern - davon eine weiblich - und neun Beschäftigten", erzählen Klagges und Wiebe. Der Kunde kann pro Modell zwischen 80 Varianten - zum Beispiel bei Reifen, Schaltung, Sattel oder Gepäckträger - wählen. Der Rahmen selbst ist bei jedem Fahrrad immer aus robustem Chromstahl - egal, für welches der zehn Modelle man sich entscheidet. Rund 3000 Räder verlassen jedes Jahr die kleine Fertigungsstätte. Sie werden direkt ab Werk oder über insgesamt 65 Händler verkauft.