Bei der Hygiene gelten in Kliniken hohe Standards

Homburg. Die Todesfälle von Säuglingen im Zusammenhang mit verunreinigten Infusionslösungen machen betroffen. Gleichzeitig stellt sich für viele die Frage, wie es um die Hygiene in Krankenhäusern bestellt ist. Was ist Krankenhaushygiene und was kann sie leisten?Schon im 19

Homburg. Die Todesfälle von Säuglingen im Zusammenhang mit verunreinigten Infusionslösungen machen betroffen. Gleichzeitig stellt sich für viele die Frage, wie es um die Hygiene in Krankenhäusern bestellt ist. Was ist Krankenhaushygiene und was kann sie leisten?Schon im 19. Jahrhundert erkannte der Frauenarzt Ignaz Semmelweis, wie wichtig die Desinfektion der Hände ist, um das Kindbettfieber zu verhindern. Die Erkenntnis Louis Pasteurs, dass Bakterien durch Erhitzen abgetötet werden können, ist nach wie vor Grundlage für die Inaktivierung von Mikroorganismen (etwa Pasteurisierung). Mit Einführung der Antibiotika wiegte man sich lange in der falschen Sicherheit, alle Infektionskrankheiten problemlos bekämpfen zu können. Krankheitserreger sind jedoch erfinderisch und haben Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt, was im Krankenhaus besondere Vorsichtsmaßnahmen erzwingt. Experten gehen davon aus, dass etwa zwei Drittel der Krankenhausinfektionen durch vom Patienten mitgebrachte Erreger verursacht werden und daher nicht zu verhindern sind. Aufgabe der Krankenhaushygiene ist, das verbleibende Drittel zu verhindern. Dies gelingt durch mikrobiologischen Keimnachweis, frühzeitiges Erkennen etwaiger Ausbruchssituationen, Abtöten von Keimen mithilfe der Desinfektion ("Keimreduktion") und Sterilisation ("Keimfreiheit") und gegebenenfalls durch Isolierung von hochinfektiösen Patienten. Dabei werden die Klinik-Mitarbeiter durch speziell fortgebildete hygienebeauftragte Ärzte, Hygienefachkräfte und Krankenhaushygieniker unterstützt. Durch verbindliche Hygienerichtlinien, regelmäßige Schulungen, Stationsbegehungen und mikrobiologische Umgebungsuntersuchungen sind wirksame Hygienestandards in den Klinikalltag fest integriert. Diese täglich praktizierte Erfahrung in der Hygiene bedeutet für die Patienten eine höchstmögliche Sicherheit. Dennoch arbeiten alle Krankenhäuser daran, das Risiko für Infektionen weiter zu senken.Ein wichtiger Ansatz für die verbesserte Vorbeugung gegen Infektionen ist die lokale und überregionale Netzwerkbildung, die im Saarland vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums in Homburg aktiv betrieben wird. Ein Beispiel dafür ist das Pilotprojekt "MRSAarNetz", das ab Oktober in Kooperation mit dem Ministerium für Gesundheit und Verbraucherschutz und vielen Einrichtungen und Akteuren des saarländischen Gesundheitssystems in den Kliniken beginnen wird. Dabei geht es um die frühzeitige Identifikation eines hochresistenten Problemkeims (MRSA) mit dem Ziel, die Spirale von Multiresistenz und Krankenhausinfektionen wirksam zu unterbrechen.Mit den Richtlinien des Robert-Koch Instituts und der Fachgesellschaften, dem Infektionsschutzgesetz und der Saarländischen Krankenhaushygieneverordnung liegt bereits ein umfangreiches Regelwerk für die Infektionskontrolle in Klinken vor. Natürlich sind die tragischen Todesfälle von Säuglingen Anlass, erneut alle hygienischen Sicherheitsmaßnahmen kritisch zu prüfen, was auch am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg geschehen ist. Die täglich praktizierten Hygienerichtlinien und das Engagement aller Mitarbeiter im Klinikum tragen dazu bei, dass die Patienten vor Infektionen im Krankenhaus mit allen der modernen Medizin zur Verfügung stehenden Maßnahmen sorgfältig und effektiv geschützt werden. PD Dr. Lutz von Müller ist Oberarzt am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes

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