Bedachte Virtuosität: Rudolf Buchbinder bei 5. Sonntagsmatinée

Saarbrücken · Der Kritiker Eduard Hanslick befand, dass es in der 3. Sinfonie des jungen Dvorák "ziemlich wüst und ungeniert" hergehe wenngleich er den Komponisten als "talentvoll" schätzte. In der 5. Sonntagsmatinée der Deutschen Radio Philharmonie konnte man sich in Saarbrücken davon überzeugen, dass er nicht ganz unrecht hatte.

Das Opus 10 ist massiv instrumentiert und bedürfte mancher Verschlankung. Chefdirigent Chichon arbeitete sich intensiv durch die Partitur, inszenierte ein pastoses, blech-dominantes Klangbild und bestätigte mit wenig homogenen und labil intonierenden Violinen Hanslicks Eindruck.

Danach: Rudolf Buchbinders Interpretation des 1. Klavierkonzertes von Brahms. Der böhmisch-österreichische Pianist zog unbeirrt seine Bahn durch den ersten Satz, mit ökonomischer Dynamik und bedachter Virtuosität. Es mag am schwierigen 6/4-Takt gelegen haben, dass man so manches Piano-Espressivo vermisste. Poetisch träumte das herrliche Adagio, bis es sich nach kurzer rhythmischer Erregung erneut der Poesie zuwandte. Mit männlicher Attitüde gab Buchbinder Tempo und Struktur des Rondos vor, hielt das "con passione" im Zaum und ließ sich auch durch das wacklige Streicher-Fugato nicht aus der Ruhe bringen. Schöne Bläser-Soli fügten sich zu einem einfühlsam dirigierten Gesamtbild.

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